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Archiv-Artikel

HARALD KELLER DER WOCHENENDKRIMI Soziopath mit jeder Faser

Wenn, wie eine klingonische Redensart besagt, Rache am besten kalt genossen wird, ist man in der Wüste von Las Vegas entschieden im Nachteil. Brütende Hitze bestimmt das Geschehen in diesem auf einer Novelle von Stephen King basierenden Thriller; sie bedeutet den Tod für die Frauen, die per Lkw in die USA geschmuggelt wurden.

Die Ventilatoren fallen aus; nur einige sind noch bei Bewusstsein, als Menschenhändler Dolan (Christian Slater) mitten in der Einöde das Malheur in Augenschein nimmt. Die Unachtsamkeit der Fahrer hat ihn wertvolle Ware gekostet. Mit einer Abmahnung hält sich Dolan nicht auf. Er schießt die beiden nieder und lässt den Lkw begraben. Mitsamt Insassinnen. Von einem Hügel aus hat Elizabeth (Emmanuelle Vaugier), die sich auf einem Ausritt befindet, das Geschehen beobachtet. Die Polizei ist desinteressiert; schließlich handelt es sich bei den Toten nur um ein paar „Bohnenfresser“. Als Elizabeth und ihr Mann Robinson (Wes Bentley) in ihrem Heim eine Leiche mit zugenähtem Mund finden, wird jedoch das FBI aktiv. Dolan ist dort bekannt, bislang fehlten die Beweise für eine Anklage. Elizabeth könnte das ändern. Tapfer lässt sich die junge Frau ins Zeugenschutzprogramm aufnehmen.

Doch die Ermittlungen ziehen sich hin, sie wird unvorsichtig und stirbt durch eine Autobombe. Robinson vergeht fast vor Schmerz; nur der Gedanke an Vergeltung hält den etwas farblosen, freundlichen Lehrer aufrecht. Ein erster Versuch scheitert, doch Robinson entwickelt einen gerissenen Plan, der mitten in der Wüste freilich übermenschlichen Einsatz erfordert.

Clevere Zutaten heben „Dolans Cadillac“ vom gängigen Rachethriller ab. Dolan ist ein intelligenter und belesener Schurke, indes keiner dieser freundlichen Mordbuben der Tarantino-Schule, sondern Soziopath mit jeder Faser – Voraussetzung für die Wirkung der finalen Wendung.

„Dolans Cadillac“; So., 0.55 Uhr, 3sat