HAMBURGER SZENE : Physik der Klaustrophobie
Da – hinter einigen Paletten Gasflaschen versteckt sich der Eingang zum Haus B des Physikinstituts. Auf den Treppen in den zweiten Stock soll mich Platzangst begleiten. Noch einen schmalen Gang hinunter und ich bin in einer Kaffeeküche, wo einem die Decke beinahe auf den Kopf fällt. Hier wird die Uni-Präsidentin samt Gefolgschaft vom Umzug auf den Kleinen Grasbrook erzählen.
Die Forschung solle wachsen, sagt die Präsidentin. Nur: Platz zum Wachsen, den habe man nicht. Für neue Wissenschaftler würden extern Räume angemietet. Demnächst lagere man die Praktikanten in Container aus, Wissenschaftler hockten in schlauchförmigen Räumen, zusammengepfercht wie in der Economy-Class eines Billigfliegers. Chinesische Gaststudenten hätten sich schon über diese Bedingungen beschwert.
In den Labors der Physiker ist es eng, müllig, überall stehen Geräte. An einem kleinen Holztisch wird für die Präsidentin deutlich: das ist kein Schreibtisch, hier kann niemand arbeiten. Ein Ignorant, wer nicht sofort an Umzug denkt.
Als die Vorstellung vorüber ist, rede ich mit einigen Hilfskräften. Eine Studentin weiß nicht, ob sie überhaupt mit mir reden darf. Von anderen erfahre ich: Neue Räume brauchen sie sofort. Nur auf den Kleinen Grasbrook wollen sie eher nicht.
HELGE SCHWIERTZ