HAMBURGER SZENE VON PETRA SCHELLEN : Der Post-Taucher
Eigentlich bin ich nicht schwierig. Jedenfalls nicht auf der Post: Reingehen, Marken kaufen, raus. So jedenfalls hatte ich mir neulich die ersten fünf Minuten meiner Mittagspause in einer Altonaer Postfiliale vorgestellt.
Aber irgendwas war teuflisch an der Aktion, die schon damit begann, dass ich mitten in der Eingangs-Glastür zu stehen kam, in der ich mir erst mal bös den Fuß klemmte. Macht nichts, dachte ich, eine gute Chance, Geduld zu üben. 20 Minuten später war’s soweit: Am Tresen wurde ein Schalter frei, ich trat vor. Ein bisschen wunderte mich zwar, dass der Mitarbeiter sofort unter der Theke verschwand, wohl, um etwas aufzuheben.
Aber das Gesuchte war wohl winzig, denn er blieb beunruhigend lange. Dann war er wieder da und widmete sich seinem Computer. Omm …, dachte ich. „Was woll’n Sie“, bellte er plötzlich. „Mit Ungeduld kommen Sie hier nicht weit. Hier wird nur bedient, wen ich aufrufe.“ Der Schalter sei doch frei gewesen, sagte ich. Und ich sei nicht ungeduldig, im Gegenteil. Ob er das nicht bemerkt habe? „Nein!“
Omm …, murmelte ich und kaufte meine Marken. Aber komisch ist es doch: Da hockt er unterm Tresen und spürt meine Rest-Ungeduld mit jeder Faser. Jahrelang für solche Fälle antrainierte Engelsgeduld aber, die bemerkt er nicht. Vielleicht sollte ich künftig lieber boxen als meditieren.