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Archiv-Artikel

HAMBURGER SZENE VON MAXIMLIAN PROBST Kein Streit um nichts

Um halb acht Abends, sagte ich mir, gehen wohl nur noch Jurastudenten in die Uni. Und die kommen mit dem Auto

Ich wartete schon eine ganze Weile, dass eins der Leihfahrräder an der Uni abgestellt würde. Aber um halb acht Abends, sagte ich mir, gehen wohl nur noch Jurastudenten in die Uni. Und die kommen mit dem Auto. Es hätten sogar zwei Fahrräder kommen müssen, da vor mir noch eine Frau wartete. Ich will also gerade zum Bus gehen, als eins der roten Räder angerollt kommt. Toll, sage ich meiner Mitwartenden, das habe für sie ja gerade noch hingehauen. Mit neuer Hoffnung wandte ich mich noch einmal zur Straße. Und tatsächlich, da kam ein zweites Stadtrad auf uns zu gesteuert – ich sah aber auch, dass bereits ein junger Mann, wie aus dem Nichts gekommen, das Rad erwartete.

Hey, sagte ich, „das Fahrrad geht jetzt aber an mich“, wir, sagte ich, und deutete auf die Frau, „haben hier ne ganze Weil gestanden.“ Der Typ, bei dem das pomierte Haar mit den Schuhen wettglänzte, blickte mich verdutzt an und sagte dann: „Ich streite mich jetzt nicht um ein Fahrrad.“ Ich sagte, es sei doch albern... Aber er, die Hand bereits am Sattel, wiederholte nur: „Ich streite mich jetzt wirklich nicht um ein Fahrrad.“

Ich streite mich jetzt auch nicht um ein Fahrrad, dachte ich. Schon gar nicht mit Leuten, die sich nicht um Fahrräder streiten. Und mit rechthaberischen Jurastudenten erst recht nicht, sagte ich mir und nahm bedröppelt den Bus.