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Archiv-Artikel

HAMBURGER SZENE VON JULIAN KÖNIG Durch den Monsun

Mit jedem Wort feuerte er voller Inbrunst Kanonensalven Spucke auf uns

„Möchten Sie sich in die erste Reihe setzen“, fragte die Platzanweiserin meine Freundin und mich. Dort seien noch viele Plätze frei. „Eigentlich kann ich hier prima sehen“, entgegnete ich, doch da wurde ich bereits überstimmt und saß einige Sekunden später ganz vorne.

Auch zwei Frauen hatten sich von hinten nach vorne gesetzt. „Komisch, dass vorne fast alles frei ist“, wunderte sich die eine. „Das liegt bestimmt an den erhöhten Preisen“, flüsterte mir meine Freundin ins Ohr. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass man in der ersten Reihe in den Sitz versinken muss, um überhaupt einigermaßen auf die Bühne schauen zu können, dachte ich.

Nach knapp einer halben Stunde wussten wir dann alle, weshalb die Plätze frei geblieben waren. Einer der Schauspieler spielte einen Offizier und trat wild schreiend an den Bühnenrand. Er marschierte auf und ab. Mit jedem Wort feuerte er voller Inbrunst Kanonensalven Spucke auf uns. Ein Sprühregen hing über der ersten Reihe. Meine Begleitung hielt schützend ihre Hand vor das Gesicht.

„Bei der Blue Men Group bekommt man in der ersten Reihe einen Regenschutz“, sagte sie zu mir. „Wir können in der Pause ja nach einem Schirm fragen“, antwortete ich. Oder uns wie unsere Sitznachbarn wieder auf die alten Plätze setzen – aber auf die Idee sind wir nicht gekommen.