HAMBURGER SZENE VON JONAS JANSEN : Schreib Piraten aufs Plakat
Der, der die Stifte mitbringen sollte, ist krank. Deshalb müssen die 50 mitgebrachten Plakate am Wahlkampfstand der Piratenpartei vor dem Hauptbahnhof noch auf ihre Beschriftung warten. Bisher zeigen sie nur den Spruch „Wähle Piraten“, sonst sind die Plakate vor allem eins: weiß. Wer da inhaltsleeren Wahlkampf vermutet, irrt. Jeder soll hier seine eigenen Wünsche aufschreiben können.
Doch erstmal heißt es warten, auf den Edding und auf Beschriftungswillige. Gerrit nutzt die Zeit, um Flyer zu verteilen. Früher war Gerrit mal Mitglied in der Jungen Union, jetzt macht er Wahlkampf für die Piraten. Mit Partei-Shirt und Sätzen wie „Nach der Wahl wollen wir Konzepte entwickeln zu Familie und Bildung“. Seine kurzen Haare hat er vorne hochgegelt, jeden, der aus der Wandelhalle kommt, begrüßt er mit einem lauten „Moin!“. Vor allem junge Leute nehmen die Flyer an, einige kommen zum Stand, um sich den Wahl-Handzettel abzuholen. Auf die Plakate will aber kaum einer schreiben. Am Ende des Tages sind 15 Plakate mit Passanten-Meinungen bemalt.
„Keine Flugzeuge abschießen mit Schäuble“ oder „Alles soll sich ändern“ steht darauf. Gerrit gefällt „Wandel erkennen“. Was mit den neu gewonnen Erkenntnissen passiert, bleibt offen. Zuerst werden die Plakate auf einem Treffen vorgestellt. „Dann gucken wir weiter“, sagt Gerrit.