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Archiv-Artikel

HAMBURGER SZENE VON FRANK BERNO TIMM 14 Zeilen ohne Umschlag

Gute Briefe sind selten geworden: sorgfältig abgewogenes Formulieren, vielleicht noch mit dem Füllfederhalter auf wertvollem Papier – so was hat schon fast literarischen Wert. Worte finden bei Kerzen und Musik ist doch nicht erst seit Hesse eine schöne Herbstbeschäftigung, eigentlich.

Die Saga liebt es trockener. Knallt ihren Mietern 14 Computerzeilen plus Krakelunterschriften in den Kasten, natürlich ohne Umschlag. An die Hundehalter des Hauses: „Bei all dem Lärm und Trubel um uns herum ist ein ruhiges und sauberes Zuhause besonders wichtig.“ Immer häufiger jedoch würden „die Hinterlassenschaften der Hunde nicht beseitigt“. Sehr bedauerlich – „insbesondere da laut Mietvertrag die Hundehaltung nicht gestattet ist“. Sollte sich „der Zustand in unseren Grünanlagen nicht ändern“, werde man darauf bestehen, „dass Ihr Hund abgeschafft wird“.

Vierbeinige Kläffzähne sind das geringste Problem: Überquellende oder aufgerissene Papierkörbe, herumliegende Kippen, ein immer wieder vollgepisster und verqualmter Aufzug; Arbeiter, die mit impertinenten Zweitakt-Pustemaschinen Laub bekriegen; Abfall vielfältigster Art und Sorte verunziert die angeblich gepflegten Anlagen, Heizungsanlagen werden nachlässig oder gar nicht gepflegt: Das, liebe Saga, gehört erst mal abgestellt. Ganz ohne Brief.