HAMBURGER SZENE VON DANIEL KUMMETZ : Övelgönnes Prinzessin
Das Gedränge ist dicht auf dem Deck der Fähre nach Finkenwerder. Touris, Hafenromantiker und vielleicht auch ein paar Pendler fahren an diesem Samstagnachmittag auf der wohl günstigsten Hamburger Elbfahrt: Landungsbrücken, Fischmark, Dockland. Viele wollen sitzen, doch einige wollen stehen, am liebsten an der Reling. Die Nase in den Wind halten. Richtig aufs Wasser gucken – und auf die Hamburger Skyline. Neidisch werden auf die Menschen mit Elblick.
Auftritt von zwei Erwachsenen mit zwei kleinen Kindern, ein Junge und ein Mädchen. Auch Vater und Sohn wollen an die Reling. Das Mädchen bleibt mit Mutter und Roller weiter hinten. Der Junge ist zu klein, um ordentlich zu sehen, außerdem gibt es nur Platz für einen. Also setzt ihn der Vater auf einen Mülleimer, und der Kleine sieht, wie das Schiff den Museumshafen Övelgönne erreicht.
Auf der Hafenbrücke posiert ein Hochzeitspaar vor den verschiedenen alten Schiffen. Das Edel-Altenheim in einem alten Speicher lässt der Fotograf als Kulisse aus – vielleicht nicht kitschig genug. Dann führt er das Paar ans Ende der Brücke, direkt zum Wasser, fotografiert ins Gegenlicht. Gleißende Sonne über der Elbe im Hintergrund. Klick. Ein Mann gratuliert dem Paar.
Der Junge hat’s beobachtet. „Guck mal, Papa“, sagt er, „eine Prinzessin.“