Guter Dichter – in der falschen Partei : Wie man große Deutsche macht
Wie ein bekennender Kommunist, der nach dem Zweiten Weltkrieg von der BRD sogar Einreiseverbot erhielt, erfolgreich in den bürgerlichen Kulturbetrieb integriert werden kann (siehe zu diesem Thema auch: „Die Goldenen Zitronen“ in „ICE Bertolt Brecht“), zeigt das Buch „Die Geschäfte mit dem armen B.B. – Vom geschmähten Kommunisten zum Dichter ‚deutscher Spitzenklasse‘“, herausgegeben von der Bremer Professorin Wendula Dahle, die das Buch gemeinsam mit dem Autorenkollektiv vorstellt und zur Diskussion einlädt. Ganz ohne Blessuren geht so etwas selbstredend nicht ab. Problematisch: Brechts Verhältnis zu Frauen (soll ja mehrere gleichzeitig zu Geliebten gehabt haben, der Schlingel), sein Wohnsitz – DDR – natürlich gänzlich indiskutabel, einiges an Macken soll er auch noch gehabt haben, immerhin, die Liebesgedichte...
Zumindest Brechts politische Vorstellungen haben für eine derartige Eingemeindung allemal als ausgedient zu gelten, wenn sie überhaupt von Belang sein sollten. Die Autoren des erwähnten Buchs beschäftigen sich ausnahmsweise damit, was Brecht sich so dachte, was in seinen Büchern steht – und warum er trotz unzweifelhafter Vergangenheit dazu auserkoren wurde, ein großer deutscher Dichter zu sein. ASL
Dienstag, 19.30 Uhr, Villa Ichon