piwik no script img

Archiv-Artikel

Gute, Böse und Krefelder

betr.: „Riechen wie Krefeld“, taz, Die Wahrheit vom 11. 9. 07

Die Idee, als Stadt einen Duft zu kreieren, der den Geist der Stadt widerspiegelt, finde ich gut. Da eröffnen sich doch ganz wunderbare Möglichkeiten. Fangen wir doch gleich mit Berlin an.

Atmet man den Duft der Metropole einmal bewusst ein, dann schwankt man irgendwie zwischen Knut-hinten am Po und Kneipe am Morgen danach. Alternativ aber auch Schlachtensee im Frühling oder Literaturkaffee in der Nachmittagssonne. Berlin ist eben Bandbreite. Krefeld aber auch.

Wer irgendwann einmal in diese wunderbare Stadt am linken Niederrhein kommen sollte, der wird zwischen den vier Wällen (Karree aus Ostwall, Südwall, Westwall und Nordwall) viele wunderbare Orte der Erholung und des Verschnaufens finden und schätzen lernen. Der Krefelder Tierpark, zwar Knut-los, aber doch vorzeigewürdig, hat sich in den Jahrzehnten seines Bestehens große Verdienste um den Erhalt seltener Rassen erworben.

Zum Beispiel den Krefelder. Sicherlich gibt es auch ein Getränk gleichen Namens (ein Mix von Altbier und Malzbier, erfunden lange vor den jetzt so hippigen Alcopops), aber soweit wie die Berliner es mit dem Pfannkuchen (heißt in Krefeld Berliner Ballen) gebracht haben, natürlich noch nicht. Fremde kennen Krefeld eher als Sportstadt. Bayer Uerdingen (Stadtteil von Krefeld) und die Pinguine, die ja erst vor drei Jahren Deutscher Meister im Eishockey waren. Und mit dem Pokalsieg 1985 im Berliner Olympiastadion gegen Bayern München errungen, haben die Krefelder sogar der Hertha etwas voraus. Und sollte der nun beschriebene Körpergeruch zu diesen Leistungen beigetragen haben, dann darf es ruhig weiter stinken in dieser wunderbaren Stadt.

Und eins hat Krefeld mit Berlin gemeinsam, die Lage mitten in der Provinz. Heißen die umliegenden Orte dort Kempen, Viersen und Moers, so heißen sie hier Magdeburg, Rostock und Schwerin. Stellt sich die Frage, was einem lieber ist …

Bleibt mir nur noch mit Fritz Huhnen (Krefelder Schriftsteller und Karikaturist) zu sagen: Es gibt Gute, Böse und Krefelder.

HERBERT G. SCHOENDELING, Berlin