Grundig ist endgültig kaputt

Wochenlang wurde um die Rettung des traditionsreichen Elektronikgeräte-Herstellers gerungen. Vergeblich. Die Zukunft der Beschäftigten ist unklar

NÜRNBERG taz ■ Der Fernseh- und Elektronikhersteller Grundig steht nun endgültig vor einer Zerschlagung. Die Suche nach einem Käufer für das gesamte Unternehmen sei gescheitert, sagte Grundig-Sprecher Carsten Titt am Mittwoch. Jetzt will das Unternehmen nach Investoren für die einzelnen Geschäftsbereiche suchen.

Zugleich legte der Vorstandschef Eberhard Braun sein Amt nieder. Er war erst seit Anfang April im Amt, sollte das Unternehmen anstatt eines Insolvenzverwalters in Eigenverwaltung sanieren – und ist gescheitert.

Er hatte darauf gesetzt, den Fernsehbauer von „Altlasten zu befreien“ und damit leichter verkaufen können. Zu den Altlasten zählte Braun offenbar die Pensionsverpflichtungen des Unternehmens, die sich nach Angaben des Pensions-Sicherungs-Vereins (PSV) auf etwa 200 Millionen Euro belaufen. Braun wollte sie loswerden, meldete das Unternehmen am 14. April als insolvent an. In einem solchen Fall tritt der PSV, der durch Beiträge der Arbeitgeber finanziert wird, für die Betriebsrenten ein. Die 14.000 Grundig-Betriebsrentner müssten deshalb nicht mit Nachteilen rechnen, erklärt Udo Birkenbeul von der PSV. Ein Käufer fand sich dennoch nicht. Braun zog den Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung am Mittwoch wieder zurück.

Unklar ist nun, was mit den Beschäftigten in den einzelnen Unternehmensbereichen passiert. Denn die sollen jetzt getrennt verkauft werden. Die Bereiche Autoradios, Diktiergeräte und die Herstellung von Satelliten-Kopfstationen gelten dabei als besonders attraktiv. Ein Unternehmen habe bereits Interesse an einer Sparte bekundet, wenn sich das bisherige Management in geringem Umfang daran beteilige, so Sprecher Titt. Die beiden verbliebenen Vorstandsmitglieder hätten sich dazu bereit erklärt.

Zur Krise des Unternehmens habe vor allem die TV-Fertigung beigetragen, sagte Titt. Die Gläubigerversammlung der insolventen Grundig Austria hatte am Montag die Schließung des Wiener Fernseherwerks beschlossen. Die 800 bereits seit Mitte April beurlaubten Mitarbeiter sollen von einer Arbeitsstiftung übernommen und weiter qualifiziert werden. Die 1.400 Beschäftigten in Nürnberg sollen am Montag auf einer Betriebsversammlung über ihre Zukunft unterrichtet werden. Skeptisch äußerte sich zuvor Bayerns IG Metall-Vorsitzender Werner Neugebauer.

„Egal welche Regime herrschen, die retten sich“, sagte er über den Verbleib der beiden Vorstandsmitglieder. Neugebauer kündigte für heute Gespräche mit dem bayerischen Wirtschaftsminister Otto Wiesheu (CSU) über mögliche Rettungsszenarien für das angeschlagene Unternehmen an.

CHRISTIAN HONNENS