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GrundausbildungSkins vom Bund

■ Schläger aus dem Fallschirmjäger-Battaillon terrorisieren Harpstedt

In Harpstedt geht die Angst um. Seit fast zwei Wochen wird das kleine Städtchen Abend für Abend von einem Trupp Skiheads terrorisiert, die den Marktplatz unsicher machen. Besäufnisse und Anmache sind genauso an der Tagesordnung wie gegröhltes braundeutsches Liedgut und „Sieg Heil“-Rufe. Am Mittwoch ist die Lage auf dem Markplatz dann eskaliert: Da hat die Gruppe einige Jugendliche angegriffen, drei junge Männer zusammengeschlagen und eine Schaufensterscheibe demoliert. Mittlerweile hat eine ganze Gruppe von Harpstedter Jugendlichen und jungen Erwachsenen Strafanzeige gestellt. Die Skins sind keine Harpstedter, sie kommen aus Wildeshausen und haben alle dieselbe Adresse: Fallschirmpanzerabwehrbattaillon 272, Wildeshauser Wittekind-Kaserne.

Der Marktplatz von Harpstedt ist ein beliebter Treffpunkt. Nach Feierabend trifft sich dort regelmäßig die Harpstedter Jugend, trinkt einen, singt ein wenig – eine friedliche Stimmung. Bis zum vorletzten Wochenende. Denn da tauchte zum erstenmal ein Trupp von sechs, acht jungen Männern im Alter zwischen 18 und 26 auf, die den HarpstedterInnen gleich nicht so geheuer vorkamen. Kahlrasierte Schädel, Bomberjacken, Springerstiefel mit weißen Schnürsenkeln, „einer hat Hosenträger, wo die Reichskriegsflagge draufgedruckt ist, und ein anderer hatte das Wort 'Skinhead– auf die Hand tätowiert“, erzählt ein Harpstedter Jugendlicher. Als die Gang dann auch noch alte „Böhse Onkelz“-Lieder aus den Autoboxen dröhnen ließ, Nazilieder schmetterte, den Arm reckte und jeden Neuankömmling mit „Sieg Heil“-Rufen begrüßte, da war auch dem letzten klar, daß das nicht die Kirchenjugend war.

Die Sprüche, die von der Gruppe vor allem gegen die Harpstedter Jugendlichen losgelassen wurden, waren auch entsprechend, sagen die: „Zu einem Mädchen haben die gesagt ,ey, Du rothaarige Schlampe, geh zu Deinen Zeckenfreunden–.“ ,Linke Zecken–, das sei sowieso das Lieblingswort gewesen, „dabei ist keiner von uns Autonomer oder sowas“.

Am letzten Mittwoch dann schlug der Trupp los. Ein junger Mann wurde buchstäblich über die Straße geprügelt, er konnte sich gerade noch in eine Kneipe flüchten. Ein anderer kam sofort in Verdacht: „He, Du hast doch bestimmt mit der Polizei telefoniert“, hätten die Skins gerufen. Nach dem ersten Schlag konnte der junge Mann entkommen.

Erst eine Dreiviertelstunde nach den Angriffen ist die Polizei eingetroffen – um erstmal auch die Harpstedter Jugendlichen zu verdächtigen. Aber dann nahmen die Polizisten auch die Personalien der Angreifer auf – und erlebten eine Überraschung, die für die Jugendlichen längst keine mehr war: Die Skins kamen alle aus der Kaserne.

Jetzt haben sich die Jugendlichen an einen Anwalt gewandt, und der hat Strafanzeige gestellt. Allerdings nicht wegen Körperverletzung, sondern wegen der Verwendung nationalsozialistischer Symbole. Der Grund: Angst. „Die Jugendlichen wollen nicht, daß nur die drei auf der Anzeige stehen, die geschlagen worden sind“, sagt der Anwalt Jörg Meyer-Anderson. Außerdem hat er einen Brief an den Wildeshauser Bataillonskommandanten Rosche geschrieben. Der solle seinen Soldaten verbieten, den Harpstedter Marktplatz zu betreten. Der schrieb postwendend zurück: „Das Verbot des Betretens des Marktplatzes kann ich leider nicht aussprechen, da es meine Befehlsbefugnisse gegenüber Soldaten außerhalb des Dienstes überschreitet.“ Aber er wolle am Wochenende eine Streife vorbeischicken, zudem habe er interne Ermittlungen aufnehmen lassen. Da sollte er sich allerdings beeilen. Am letzten Samstag sind die Skins gleich 30 Mann hoch in Harpstedt aufgetaucht, und zwar mit einer klaren Botschaft: „Hier ist um vier eine Massenschlägerei.“ J.G.

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