Grüne Woche II: "Kinder wissen zu wenig über den Haushalt"

Vom Schwein zum Schnitzel: Zum zehnten Mal koordiniert die Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft den Erlebnisbauernhof auf der Grünen Woche. Denn Kinder müssen mehr über Lebensmittel lernen, sagt Gibfried Schenk.

taz: Herr Schenk, Erlebnisbauernhof klingt nach Urlaub und Ponyhof. Aber Ihnen geht es auf der Grünen Woche um etwas ganz anderes. Worum?

Gibfried Schenk: Wir versuchen hier, die Herstellung von gesunden Lebensmitteln darzustellen, vom Tier und der Pflanze bis zum fertigen Produkt. Wir zeigen verschiedene Stationen der Lebensmittelkontrolle, der Verarbeitung, bis hin zur Vermarktung. Das richtet sich an Kinder, Eltern, Schulklassen.

Kommen die Schulklassen denn auch?

Wir hoffen, dass viele kommen. Aus den Jahren zuvor haben wir gute Erfahrungen. Und wir haben auch in diesem Jahr gute Anmeldezahlen von Schülergruppen. Aber es könnten natürlich mehr sein.

Ist es schwierig, Lehrer und Schüler zu locken?

Es ist schwierig, die Lehrer direkt zu erreichen. Unsere Erfahrung ist, dass es oft zu einem Verteilungsproblem innerhalb der Schulen kommt. Es ist nicht so, dass die Lehrer mit den Schülern nicht hierherkommen wollen, sondern dass die Einladungen irgendwo verloren gehen.

Was kann man denn auf Ihrem Erlebnisbauernhof erleben?

Wir haben uns ein spezielles Programm für Schüler der Primarstufe ausgedacht: Auf dem "Wissenshof" gibt es jedes Jahr mehr Experimente, dieses Jahr unter anderem mit einem Professor aus der Lebensmittelchemie. Wie kann man Mehl unterscheiden, wie lassen sich bestimmte Inhaltsstoffe in Lebensmitteln färben, wie wird Butter hergestellt, wie kann ich einen schweren Getreidesack heben? Das kommt bei Kindern immer sehr gut an.

Und kochen sollen die Kinder auch noch …

In der Showküche wird jeden Tag gekocht, auch mit Kindern. Wir haben extra Höckerchen gemacht, damit die auch an die Töpfe rankommen. Ein Thema ist auch Kochen mit schmalem Budget oder Kochen mit "vergessenen" Lebensmitteln.

Warum gerade diese Themen?

Wenn man bestimmte Kenntnisse hat, wie man einen Haushalt führt, wie man sich gut ernährt, was regionale Produkte sind - was allerdings oft nicht mehr gewusst wird -, dann ist es auch leichter, mit einem schmalen Budget eine Familie sehr vollwertig zu ernähren. Wenn ich weiß, jetzt ist Kohlzeit und ich kenne hundert Kohlgerichte, dann hab ich immer etwas Vielfältiges.

Sehen Sie da vermehrt Bedarf?

Der Bedarf ist definitiv da. Es gibt eine Tendenz, dass immer mehr Kinder zu Hause nicht mehr gezeigt bekommen, wie man im Haushalt wirtschaftet und was man in der Küche machen kann. Wenn wir einen kleinen Beitrag leisten können, dass ein Kind wieder versteht, dass ein Schnitzel Teil eines Tieres ist und produziert werden muss - dann haben wir etwas getan. Außerdem: Wenn die Kinder selber kochen und ihre eigenen Sachen essen müssen, entwickeln sie gar nicht so eine falsche Konsumhaltung; dann hat das Essen eine ganz andere Wertigkeit - und dann hört vielleicht auch das Gemäkel am Tisch auf.

INTERVIEW: GRIT WEIRAUCH

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