Größtes Genexperiment der Geschichte: Facebook fürs Erbgut
Warum nur Bilder ins Netz stellen, wenn doch das eigene Genom viel mehr verrät. Ein Harvard-Forscher will die Erbinformationen von 100.000 Menschen online veröffentlichen. 16.000 hat er schon.
Der Harvard-Forscher George Church, 55, wiegt 111 Kilo, hat grüne Augen, die Blutgruppe 0+, ist Rechtshänder und leidet unter Schlafsucht. Woher man das alles weiß? Aus dem Internet. Dort steht auch sein DNA-Code, einsehbar für jedermann. Weltweit.
Church hat sich gläsern gemacht - und er hofft, dass es Tausende ihm gleichtun. PGP heißt das Großprojekt, das Church an der Harvard Medical School gestartet hat. Das steht für "Personal Genome Project". Es soll das gigantischste Genexperiment der Geschichte werden.
100.000 Freiwillige will Church gewinnen, 16.000 hat er schon beisammen. Er will ihr Genom sequenzieren und es wie seines ins Internet stellen - die komplette Erbinformation eines Menschen. Zusätzlich werden Angaben über Krankheiten, Allergien und Verletzungen gesammelt. Oder auch, wie viele Mahlzeiten die Teilnehmer zu sich nehmen und ob sie oft Gegrilltes essen. Aber auch ob sie die Zunge rollen können oder in der Nähe großer Stromleitungen wohnen.
Die Ganze Geschichte finden Sie in der aktuellen sonntaz vom 19./20. Juni - ab Samstag mit der taz am Kiosk.
Mit seinem Projekt sucht Church Antworten auf die großen Fragen: Was lässt den einen zum Athleten werden und den anderen zum Computergenie? Warum bleibt der eine gesund, obwohl er raucht und säuft, und der andere erkrankt, obwohl er Obst futtert und täglich joggt? Warum wird der eine steinalt und der andere stirbt jung?
Was für Church ein Traum ist, ist für andere ein Alptraum. Die genetische Durchleuchtung von Abertausenden? Was, wenn sich Versicherungen und Arbeitgeber diese sensiblen Informationen beschaffen? Oder Datenkraken wie Google und Facebook?
Der Einzelne als Erforscher seines eigenen Genoms? "Das kann nicht gutgehen", sagt der deutsche Humangenetiker Wolfram Henn von der Universität des Saarlandes. "Da wird ein Risiko eingegangen, dessen Größe wir heute noch gar nicht abschätzen können." Denn wer sein komplettes Genom scannen lässt, der wird mit einiger Wahrscheinlichkeit Dinge herausfinden, die ihm nicht gefallen. "Die Wahrscheinlichkeit, beunruhigt zu werden, geht gegen 100 Prozent", sagt Henn. "Es ist der ultimative Schritt der medizinischen Selbstentblößung."
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
+++ Nachrichten zur Ukraine +++
Gespräche bei der Sicherheitskonferenz
Verlierer der Wahlrechtsreform
Siegerin muss draußen bleiben
Nach der Sicherheitskonferenz
Expressverbindung von München nach Paris