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Archiv-Artikel

Gott strafe auch T-Online

Mit Bearbeitungsnummer kompetent in die Warteschleife geschickt

Das Grauen hat einen Namen, es heißt T-DSL. Früher hieß es T-ISDN. Da wurden Leute wochenlang von der Außenwelt abgekoppelt, verloren Geschäft und Freunde, und alles wegen ISDN. Unsers hat damals allerdings sofort funktioniert, jedenfalls so lange, bis der Klempner im Garten beim Rohrausbaggern das Kabel durchknipste. Dann wieder, bis ein Blitzschlag mit Überspannung die T-Net-Box ruinierte. Danach lieferte die Telekom ein defektes Telefon. Und immer so weiter.

Bis vor kurzem dachte ich trotzdem, wem der letzte Kick zum Selbstmord fehlt, der bestellt DSL bei einem Billiganbieter. Dann kriegt er Zugangssoftware, die einem die ganze Festplatte zerschießt, gibt sein Leben auf und schläft frierend unter Brücken. Deswegen haben wir DSL bei der Telekom (Gott strafe sie!) bzw. T-Online (prioritär zu vernichten, Gott, wenn es dich gibt!) bestellt.

Zunächst versuchten wir’s im Internet. „Ein interner Verarbeitungsfehler ist aufgetreten“, antwortete T-Online. Dann über die Bestell-Hotline. Alles ging gut. Bis die Hardware und die Freischaltung kommen sollten – nix. Erneuter Anruf, alle Weiterleitungen à la „da müssen Sie aber da anrufen“ usw. lasse ich hier mal aus. Man will ja nicht kleinlich sein. „Oh“, sagte schließlich ein Mitarbeiter, der offenbar gelernt hat, „oh“ zu sagen, wenn er „Scheiße, alles weg!“ meint. Ja, ich könne noch einmal bestellen.

Andere Nummer, freundliche Frau: „Huch, mein Kugelschreiber funktioniert nicht!“ Ich, argwöhnisch: „Haben Sie denn keinen Computer?“ Sie: „Der funktioniert erst recht nicht.“ Nein, jetzt könne ich leider die Anschlussgebühr nur noch sparen, wenn ich einen teureren Anschluss mit doppelter Geschwindigkeit wählte. Das folgsam tun und am nächsten Morgen in der Lokalzeitung eine schuhhohe Anzeige von T-Online lesen, in der das Gegenteil stand, war eins. Jedenfalls schwor die Frau ohne Computer, das jetzt alles gut würde, und das war es, bis zu dem Tag X (Hardware/Freischaltung). Nix – und wieder von vorn. Die neue Kraft sagte mir auf den Kopf zu, dass ich nicht da wohne, wo ich seit fünf Jahren wohne. Jetzt schnaufte ich bereits, denn die Telekom (zum jüngsten Gericht empfohlen) kennt unsere Adresse, wie sie durch fortlaufendes Übersenden bratzhoher Rechnungen auch für T-Online beweist, sehr gut. Jaha, sagte die Frau zufrieden, aber Sie hätten Ihre neue Adresse auch an T-Online (von den apokalyptischen Reitern zu zertrampeln) weitersenden müssen. Extra. Ähä. Mit einer Bearbeitungsnummer entließ sie mich schließlich in die Warteschleife, ich blähte privilegiert und siegesgewiss die Brust, bis ich nach zwei Minuten automatisch aus der Leitung geworfen wurde, ohne dem versprochenen „kompetenten Mitarbeiter“ mein Leid klagen zu können. Am nächsten Morgen begann alles von vorn: „Guten Tag, ich habe hier meine Bearbeitungsnummer und …“ – „Wie schön. Wir haben hier einen Systemausfall.“

Wenn ich eines Tages in der Hölle schmore, will ich ein Telefon. „Wenn Sie T-Online hassen, bitte die ,1‘ drücken. Wenn sie die Firma zerstören wollen, jetzt die ,2‘ drücken. Wenn Sie an eine Weltverschwörung der deutschen Telekom und ihrer Tochterfirmen glauben, sagen Sie jetzt laut: ,Ja‘.“ SUSANNE FISCHER