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■ Glückwunsch!Transmissionsriemen „Junge Welt“ wird 50

Die ersten vier Jahrzehnte gingen ja noch: Immer schön Transmissionsriemen der Partei für die Jugend sein! 1,5 Millionen Abonnenten im Miniland DDR und immer Geld von der FDJ. Doch als die Wende dann die Junge Welt jäh den Armen und Kassen der Partei entriß, fingen die Turbulenzen an. Die Linie fehlte einfach: sechs Jahre Auflagensturz, sechs Jahre Verlegerwechsel, sechs Jahre galt es, all diejenigen bei Laune zu halten, die jeweils die Millionenverluste tragen durften.

Erst war die JW linkspluralistisch (nach der Wende), dann linksdogmatisch (als die kaderlinke „Medientruppe Schmidt und Partner“, von 1991–95 Besitzer, den konkret-Chef Hermann Gremliza mit dem Blatt betraute), schließlich links-marxistisch (nachdem Gremliza die Hälfte der Leser vertrieben hatte). Da begrenzt sich die potentielle Leserschaft schon von selbst auf jene, die da noch unterscheiden können. Es war einfach zu verwirrend: Erst wollte man Westleser, dann gar keine Leser (Gremliza: „Die Zielgruppe bin ich“), nun wieder die alten Ostleser, die das Blatt längst vergaßen. Doch auch im Westen leidet die JW darunter, daß sie nur wenige kennen – außer der Staatsanwaltschaft, die regelmäßig zu Durchsuchungen vorbeiguckt. Wer das alles durchlebte, ist einfach nicht totzukriegen. Inzwischen bescheidene Erfolgsmeldungen: Der Auflagenschwund konnte auf drei Prozent im letzten Jahr begrenzt werden, heißt es. Viel zu schwinden ist allerdings auch nicht mehr da: 14.600 Abos (exakt die Zahl, die im letzten Jahr als Todeszahl genannt wurde) und 17.400 Leser nennt der Verlag. Nun gelte es, sagt JW-Geschäftsführer Koschmieder, die Auflage mit Aktionen aufzubauen. Wenn die Zeitung einmal wirtschaftlich stabilisiert ist, solle sie auch endlich „in Volkseigentum“, sprich in die Hände einer Genossenschaft übergehen, die inzwischen 250.000 Mark zusammengesammelt hat. Bislang gehört die Junge Welt einem Verlag, an dem die Mitarbeiter beteiligt sind. Wer genau die Verluste von jährlich über 7,6 Millionen Mark (Verlagsangaben) trägt, ist nicht bekannt.lm

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