Gleiche Arbeit, anderer Lohn

Wo immer möglich, verdienen die Mitarbeiter von Asklepios bis zu 900 Euro unter BAT

Die Angst vor drastischen Lohneinbußen geht um. Die 12.400 Mitarbeiter des Hamburger Landesbetriebs Krankenhäuser (LBK) befürchten, nach einer Übernahme durch die „Asklepios Kliniken GmbH“ erheblich weniger in der Lohntüte vorzufinden. Die Angst hat Gründe: Nach einer Studie der Gewerkschaft ver.di, deren Zahlen von Asklepios nicht bestritten werden, zahlt die Klinikgesellschaft wo immer möglich ihren Mitarbeitern erheblich weniger als im Bundesangestelltentarif (BAT) festgelegt. 900 Euro Differenz sind dabei keine Seltenheit.

So verdiente ein Assistenzarzt im Rissener Westklinikum oder im Asklepios-Klinikum München-Gauting im vergangenen Jahr brutto rund 3.728 Euro, in Bad Schwartau oder Westerland aber nur knapp 2.817 Euro, also 911 Euro weniger. Fachärzte erhielten an einem Standort 4.462 Euro, an einem anderen nur 3.584 Euro. Der Lohn für Krankenschwestern schwankte zwischen 1.760 und 2.070 Euro, der von Klinikelektrikern zwischen 1.676 und 2.498 Euro. Besonders betroffen von den Niedrig-Löhnen sind die MitarbeiterInnen ostdeutscher Kliniken und von Krankenhäusern, die eine regionale Monopolstellung haben.

Doch auch dort, wo der BAT noch gilt, versucht die Klinikgesellschaft, an den Löhnen zu sparen. Beispiel: die Kliniken Langen und Seligenstadt im hessischen Kreis Offenbach. Obwohl sich Asklepios bei der Übernahme der beiden Kreiskliniken im Jahr 2002 verpflichtet hatte, die vor 1996 eingestellten Bediensteten nach BAT „in seiner jeweils gültigen Fassung“ zu bezahlen, werden diesen seit Anfang des Jahres die tariflichen Lohnerhöhungen vorenthalten.

„Aufgrund der Entwicklung des Budgets ist es für uns wirtschaftlich nicht möglich, die Erhöhung zu zahlen“, rechtfertigt der Geschäftsführer der Kliniken, Volkmar Bölke, das Konzern-Vorgehen. Asklepios-Gesamtgeschäftsführer Elmar Willebrand mag einen „Vertragsbruch nicht erkennen“, die gewerkschaftlich organisierten Klinikangestellten aber wollen nun klagen.

Frank Ulrich Montgomery, Vorstand der bundesweiten Ärztevereinigung Marburger Bund, zieht aus dem Lohnkonflikt seine eigenen Schlüsse: „Man sieht, was Zusagen von Asklepios wert sind. Als erstes wird am Personal gespart. Das wird auch in Hamburg passieren.“ Deshalb warnt der Ärztechef davor, den LBK „an diese Firma zu verkaufen. Wer nicht einmal ein kleines Krankenhaus in Hessen vertragsgetreu führen kann, übernimmt sich vollkommen mit dem Landesbetrieb.“ Marco Carini