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Glaubensarbeit nicht ohne Konfession

■ betr.: „Wer in der Kirche arbeitet, muß glauben“, taz vom 12. 8. 97

Wieder einer der unzähligen Beweise für die Intoleranz christlicher Kirchen und ihrer Einrichtungen? Wasser auf die Mühlen der durchblickerhaften Kirchenkritiker? Keineswegs! Wer in der Werbung arbeitet, muß nicht die Marlboro rauchen, für die seine Agentur wirbt. Man muß auch keinen Mercedes fahren, um am Fließband bei Daimler gute Arbeit zu leisten. Um jedoch im Bereich Pflege und Beratung in einer kirchlichen Einrichtung authentisch arbeiten zu können, ist es legitim und angemessen, wenn die Kirche zumindest ein formales Glaubensbekenntnis (nichts mehr ist zunächst die Form der Mitgliedschaft) zu verlangen. Es spricht für die Toleranz der christlichen Kirchen, daß über diese religiöse Selbstverständlichkeit überhaupt noch diskutiert wird. Ganz abgesehen davon stellt sich doch folgende Frage: Warum treten Menschen aus der Kirche aus und beanspruchen dennoch die Kirche und deren Einrichtungen als Arbeitgeber? Die Diskussionen um dieses Thema sind das Resultat dieses paradoxen Handelns. Ande Hörmann, Frankfurt/Main

[...] Die geplanten „verschärften“ Leitlinien des Diakonischen Werkes sind für mich nichts anderes, als eine Methode, um die immer mehr sinkende Zahl der „Schäflein“ wieder etwas aufzustocken – und das, wie im vorliegenden Fall, in erster Linie zu Lasten der MitarbeiterInnen aus dem Osten. Bravo, Diakonisches Werk: Das ist wahre Christlichkeit – nicht zu verwechseln mit Menschlichkeit. Christoph Baumgartner,

Riedering

[...] Das Anliegen scheint verständlich, doch die beabsichtigte Konsequenz zeigt, daß es nicht ernst gemeint ist. Was ist von einem durch drohende Arbeitslosigkeit erzwungenen „Glauben“ eines Diakonieangestellten zu halten? (Frage für ernsthafte ChristInnen: Was hätte Jesus zu einem solchen Vorgehen gesagt?) Und wie verträgt es sich mit dem Grundrecht der Gewissensfreiheit?

In Wahrheit geht es um den Ausbau institutioneller Macht, kurzfristig um Kirchensteuer und langfristig um eine Reklerikalisierung Ostdeutschlands. [...] Armin Heller, Berlin

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