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Archiv-Artikel

Giganten des Soul: Die „Funk Brothers“ im CCH Motowns Erfolgsrezept

Sie waren das entscheidende Inventar des legendären Motown-Labels und lieferten die Grooves, die Marvin Gaye, die Four Tops, Smokey Robinson oder Diana Ross in die Charts katapultierten. Von den Funk Brothers, der Motown-Studioband ist die Rede. Die Namen der Musiker um Earl van Dyke erschienen nie auf den Platten, doch sie gaben mit ihrem typischen Sound den Stücken oft erst den Drive. Berry Gordy, Motown-Chef, ließ seine Studioband nie touren und er wusste auch, warum. Er hatte schlicht Angst, dass er „sein“ musizierendes Inventar an die Konkurrenz verlieren könnte.

Unter seiner Regie erhielten viele der Stücke, die bei Motown erschienen, den letzten Schliff – den Sound, den Soulliebhaber sofort identifizieren. Motown hat mehr Hits produziert als jemals eine Plattenfirma zuvor. Das Erfolgsrezept saß im Studio A und arbeitete zeitweise rund um die Uhr. Hier und da gab es zwar Prämien für die Musiker, die mehr Number-One-Hits als jede andere Band der Welt aufnahm, aber der Ruhm blieb anderen vorbehalten.

Die gingen auf Tour, während van Dyke und Co. Detroit, dem Firmensitz von Motown, treu blieben und den großen Rummel von fern betrachteten. Anders war es beim Labelkonkurrent Stax. Deren Hausband Booker T & The MG‘s räumte vor und hinter den Kulissen ab, während bei Motown nur den Eingeweihten die Namen von James Jamerson, Ivory Hunter, Uriel Jones, Jack Ashford und den anderen Mitgliedern der Funk Brothers geläufig waren. So starb auch Earl van Dyke 1992 in Detroit, ohne dass das breite Publikum wusste, wer den Motown-Sound maßgeblich geprägt hatte.

Erst Standing in the Shadows of Motown änderte vor knapp zwei Jahren etwas daran. Der Dokumentarfilm von Paul Justman setzt den Funk Brothers ein Denkmal, und spät, aber nicht zu spät hat sich die Musikwelt vor den Altmeistern des Soul verneigt. Die mit dem Erfolg verknüpfte Tour ist nicht nur ein Bonbon für die Fans, sondern auch für die Musiker. Gemeinsam mit Bill Preston und Steve Winwood stehen sie jetzt auf der Bühne.

Knut Henkel

Donnerstag, 21 Uhr, CCH; Standing in the Shadows of Motown, Donnerstag, 17 Uhr, Montag, 22.45 Uhr, Abaton