■ Gesundheitsschluderei: Sparen hilft nicht
Daß die industrialisierten Länder – West wie Ost – ihre Sanierung der Staatsfinanzen vor allem durch Einschnitte ins soziale Netz durchführen und dabei insbesondere das Gesundheitswesen ins Auge gefaßt haben, ist nicht nur eine Binsenweisheit – es ist auch logisch und konsequent. Nirgendwo, die Rüstungsausgaben einmal ausgenommen, hat der Staat so geschludert, so gepraßt, so ungehindert den Manchesterkapitalismus wuchern lassen wie auf diesem Gebiet. Keine Lobby ist bis heute so mächtig wie die pharmazeutische (und damit verbunden chemische) Industrie, die Ärzteschaft, die Verbünde aus Krankenhäusern und Privatversicherungen. Letztere sind an Sparmaßnahmen im Pflichtversicherungswesen stark interessiert, weil ihnen das Kunden zutreibt.
Ansonsten fürchtet man Verluste. Nicht umsonst investieren seit der Knauser-Politik der verschiedenen europäischen Regierungen Pharmakonzerne so viel Geld in verdeckte Werbetexte. Pseudowissenschaftliche Artikel in angesehenen Zeitungen und Zeitschriften machen mächtig Angst vor allerlei Gebrechen, in der Hoffnung, der Bürger werde dann die von der Kasse gestrichenen Tinkturen aus dem eigenen Geldbeutel bezahlen. Aufklärung über Gesundheitsrisiken wird damit nicht nur nicht betrieben, sondern verhindert. Özan Ermal
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