Gestern im Amtsgericht : Angeklagter räumt massenhaften Betrug ein
Der Wahn des Fréderic Mendes
Der Wutausbruch von Richter Hans Ahlers hatte seine Wirkung nicht verfehlt: Am zweiten Verhandlungstag gegen den 56-jährigen Elektroingenieur Kurt Wolfgang H. wegen massenhaften Betrugs räumte der Beschuldigte die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zu einem großen Teil ein. Die haarsträubend-bizarren Ausreden, mit denen H. zu Prozessauftakt den Groll des Gerichts heraufbeschworen hatte, verkniff sich der Pleitier gestern.
H. hatte Anfang 2000 von der Firma Zech ein Geschäft in der Bremer Bahnhofstraße angemietet, um dort einen Modeladen namens „Fréderic Mendes“ zu eröffnen. Schlag auf Schlag erteilte H. Aufträge, um den Laden auf Vordermann zu bringen: Fleißig bestellte der Möchtegern-Geschäftsmann eine Büroausstattung inklusive Stempel, Briefbögen und Visitenkarten, Außenlichtwerbung, Schaufensterpuppen – und auch eine eigene Geschäftsdusche durfte es sein.
Der Haken an der Sache: H. bezahlte mit ungedeckten Schecks oder gar nicht – schon die Miete für Zech, nämlich happige 5.568 Mark pro Monat, blieb er von Anfang an schuldig.
Doch H., der Aufträge meist mit dem Geschäftsnamen Mendes unterzeichnete, bestellte unverdrossen weiter – jetzt kam die Ware dran: Ledertaschen, Krawatten, Haarkosmetika und String-Tangas reichten dem Deutsch-Franzosen aber nicht aus, er bestellte gleich noch zehn Massagebänke, das Stück zu 30.000 Mark.
Ob er denn wirklich ein „Diplomkosmetiker von der Sorbonne de Paris“ sei, wie er es auf die geschäftseigenen Briefbögen habe drucken lassen, fragte er Richter den Angeklagten mit stirnrunzelnd-heiterer Fassungslosigkeit. „Nein, das sollte eine Werbemaßnahme sein“, antwortete dieser kleinlaut. jox
Der Prozess wird am 29. Januar um 9 Uhr in Raum 351 fortgesetzt.