: Geschenk an Monsanto
betr.: „Ab Frühjahr dürfen die Genpflanzen blühen“, taz vom 9. 9. 04
Das ist eigentlich ein Skandal: Auf der einen Seite sind Landwirte, Händler und Verarbeiter von Lebensmitteln per Gesetz angehalten, die Zutaten als „mit GVO“ (Gentechnisch veränderter Organismus) zu kennzeichnen, wenn dieser Anteil irgendwo im Prozess über der Grenze von 0,9 Prozent vom Ganzen lag. Andererseits aber darf nun Saatgut und besonders Futtermais und Sojaschrot aus anderen EU-Staaten – vor allem aber aus den USA und Kanada – ungehindert ins Land! Das versaut das Produkt dann quasi flächendeckend von „unten“, weil jetzt Transportbehälter (Schiffe, Silos etc.) und Mühlen mit GVO-Saaten in Kontakt kommen werden und dadurch konventionell erzeugte, saubere Produkte beim Transport oder bei der Verarbeitung mit Gensaat verunreinigt werden, also eine Kontamination unterhalb der Kennzeichnungsschwelle.
Das ist eine perfide Strategie der Konzerne, und es ist enttäuschend, dass die EU-Kommission hier aus Furcht vor WTO-Sanktionen eingeknickt ist. Denn kein Beschluss ist in diesem Fall auch eine Aussage, nämlich als Signal an Monsanto und Co., „einfach mal Fakten zu schaffen“ und anschließend auf die Dumpfheit der Masse und die normative Kraft des Faktischen zu setzen – das ist unlauter und unmoralisch! Die US-Konzerne werden sich angesichts dieser Perspektive für nächstes Frühjahr vor Profitgier schon mal die Hände reiben ... NORBERT FASCHING, Gärtringen