Germeinsame Abituraufgaben: Unionsländer erfinden das Südabitur

Unionsregierte Länder aus dem Süden und dem Osten Deutschlands einigen sich auf gemeinsame Abituraufgaben. Als Erstes sollen Deutsch- und Mathematikprüfungen vereinheitlicht werden.

In fünf von der Union regierten Bundesländern soll es ab frühestens 2012 gemeinsame Abituraufgaben geben. Bild: dpa

In fünf von der Union regierten Bundesländern soll es ab frühestens 2012 gemeinsame Abituraufgaben geben. Das vereinbarten die Bildungsminister von Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt gestern in München. Vorerst werden nur die Prüfungen in Deutsch und Mathematik vereinheitlicht. Die Details soll eine gemeinsame Expertengruppe klären, die noch in diesem Jahr erste Ergebnisse liefern soll.

"Es wird kein Zentralabitur geben", sagte der bayerische Kultusminister Siegfried Schneider (CSU) nach dem Treffen. Ziel sei vielmehr eine bessere Vergleichbarkeit zwischen den Abschlüssen. Ob die Länder in Zukunft am selben Tag ihre Prüfungen abhalten, ob die Schüler die exakt gleichen Fragen beantworten müssen oder die Länder sich nur aus einem gemeinsamen Fragenpool bedienen, das ließ Schneider offen. Solche Fragen müsse die Expertengruppe klären.

Bisher hatte sich Schneider vehement gegen ein bundesweites Zentralabitur gewehrt. Die CSU-Regierung hatte Angst um den besonders selektiven Ruf des Bayern-Abiturs. Die Angst spiegelt sich auch in der Zusammensetzung der Runde wider, die sich in München traf. Mit Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Thüringen kooperieren nun die Bundesländer, die im innerdeutschen Pisa-Vergleich auf den Plätzen eins, zwei, drei und sechs liegen. Nur Sachsen-Anhalt hat unterdurchschnittlich abgeschnitten.

"Der süddeutsche Weg hatte für uns nicht unbedingt Priorität", sagte ein Sprecher des sächsischen Bildungsministeriums. Der Alleingang könne die Bildungsunterschiede zwischen nord- und süddeutschen Bundesländern durchaus noch verstärken. Sachsens Kultusminister Steffen Flath hatte in der Vergangenheit für ein bundeseinheitliches Abitur gekämpft und war auch am bayerischen Widerstand gescheitert. Er bezeichnete das Südabitur nur als den "Beginn eines Weges".

Zum Einsatz kommen soll die neue Regelung frühestens 2012, wenn auch in Bayern und Baden-Württemberg die ersten vom umstrittenen achtjährigen Gymnasium G8 betroffenen Schüler zur Abiturprüfung antreten. Für sie wird sich durch das Südabitur kaum etwas ändern. Weder soll es andere Lehrpläne noch geringere Stundenzahlen geben.

Entsprechend kritisch sieht die bayerische Opposition das Vorhaben. "Das Gymnasium hat im Moment andere Probleme als ein Zentralabitur", sagte die bildungspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Simone Tolle. Vergleichbare Schulabschlüsse seien zwar eine gute Sache, sagt Tolle. Davor müsse man aber erst einmal gemeinsame Bildungsstandards für die Oberstufe festlegen.

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