Geringerer Preisunterschied: Faire Bohnen holen auf
Der Absatz von fair gehandeltem Kaffee ist im vergangenen Jahr gestiegen. Verantwortlich dafür ist der hohe Weltmarktpreis für herkömmliche Bohnen.
KÖLN/BERLIN afp/taz Kaffeetrinker können derzeit besonders leicht Trinkgenuss und soziales Engagement verbinden. Der Preisunterschied zwischen fair gehandeltem und herkömmlichem Kaffee ist geringer denn je. Die derzeit starke Nachfrage auf dem Weltmarkt hat den Preis von konventionellen Sorten zuletzt in die Höhe getrieben, während Fairtrade-Kaffee sich nur leicht verteuerte. Denn faire Händler kaufen die Bohnen zu stabilen Preisen direkt bei den Kaffeebauern, nicht an den internationalen Börsen. Dies soll den Bauern ein menschenwürdiges Auskommen sichern.
Die Gründe für den Preisanstieg sind häufige Spekulationen von Anlegern, die wegen der Finanzkrise vermehrt in Rohstoffe investieren. "Außerdem wird weltweit wesentlich weniger Kaffee angebaut", sagt Holger Preibisch, Geschäftsführer des Deutschen Kaffeeverbands. Im Februar kostete ein Pfund durchschnittlich 1,39 US-Dollar, noch vor zwei Jahren lag der Preis bei 0,85 Dollar. Von diesem Geld sehen die Kaffeebauern in Lateinamerika oder Afrika aber oft nur einen Bruchteil. Fairtrade dagegen garantiert den Bauern einen Direktabnahmepreis von mindestens 1,21 Dollar. Steigt der Weltmarktpreis wie momentan über diese Grenze, ziehen auch die Fairtrade-Händler mit.
Die Verbraucher zahlten 2007 für ein Pfund herkömmlichen Kaffee im Schnitt 3,80 Euro. Fair gehandelter kostete nach Angaben von Fairtrade etwa 4,70 Euro. Das hat dazu geführt, dass die Deutschen im vergangenen Jahr so viel fair gehandelten Kaffee gekauft haben wie nie zuvor. Insgesamt gingen rund 4000 Tonnen Fairtrade-Kaffee über die Ladentheken, ein Drittel mehr als in den Jahren zuvor, sagt Claudia Brück, Sprecherin von Fairtrade. Trotzdem fristet der faire Kaffee mit einem Marktanteil von 1,5 Prozent immernoch ein Nischendasein. Jeder Deutsche trinkt demnach pro Jahr rund zehn Tassen davon. Bleibt der Preisunterschied jedoch so gering wie momentan, wird sich das nach Ansicht von Brück weiter günstig auf den Verkaufvon fair gehandelten Bohnen auswirken.
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