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Archiv-Artikel

Georg Lutz, Preisträger und Wanderer Ökobauer gut zu Fuß

Georg Lutz betreibt seit 18 Jahren als Pächter das hamburgische Staatsgut Wulfsdorf. Zum Abschluss der Grünen Woche haben er und seine Mitarbeiter jetzt von Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) den Förderpreis Ökologischer Landbau bekommen. „Das Hofgut zeigt, wie die Umstellung größerer Höfe auf ökologischen Landbau wirtschaftlich erfolgreich sein kann“, heißt es in der Begründung der Jury für den 3. Platz. Dass Lutz den Preis von Seehofer entgegennehmen konnte, hatte seinen speziellen Reiz. Seehofer will die Nutzung von gentechnisch veränderten Sorten erleichtern. Lutz hat vor zwei Jahren ganz Deutschland durchwandert, um gegen die Genlandwirtschaft zu demonstrieren.

Lutz’ Gut ist mehr als ein Bauernhof: ein ökologisches Zentrum, das viele andere Projekte hervorgebracht oder angezogen hat, wie das ökosoziale Dorfprojekt Allmende Wulfsdorf. Es gibt eine Hofbäckerei und eine Hofmetzgerei, dazu einen Hofladen. Am Sonntag ist Tag der offenen Tür. 1997 wurde der Initiativkreis Gut Wulfsdorf gegründet, um Besucher mit dem Umweltgedanken vertraut zu machen.

Lutz stammt selbst von einem Bauernhof. Er studierte Landwirtschaft und hielt den konventionellen Landbau hoch, bis er Kontakt mit Grünen und Anthroposophen bekam. Zusammen mit seiner Frau und seinen vier Kindern versucht der 49-jährige Lutz die „Einheit von Arbeit und Leben“ zu praktizieren.

Als ihm klar wurde, wie gefährlich gentechnisch veränderte Organismen für den Ökolandbau und seine Lebensweise sind, ist er losmarschiert: im Winter, ohne Geld und ohne zu wissen, wo er am Abend sein Haupt betten würde. „Das war ein Symbol dafür, wie ich mich mit dem Betrieb ausgeliefert fühle“, sagt Lutz. Er klopfte an die Türen der Bauernhöfe, um mit seinen Berufskollegen ins Gespräch zu kommen. Kaum einen Bauern habe er getroffen, der die Gentechnik wirklich wolle, erzählt er.

Für ihn selbst, der er bisweilen etwas schroff sei im Umgang mit anderen, sei die Wanderung mit ihren vielen Begegnungen eine „ganz tolle Erfahrung“ gewesen, die er jedem empfehlen könne.

Gernot Knödler