Gemeinschaftsschule : Erstes Opfer der Verhandlungen
Da haben wir den Salat: Noch bevor Koalitionsverhandlungen angefangen haben, werden die ersten im Wahlkampf noch als Kernthemen gehandelten Punkte kielgeholt – und dabei bis zur Unbrauchbarkeit zerhackt.
KOMMENTARVON ALKE WIERTH
Beispiel Gemeinschaftsschule: Für die PDS war die Einführung der neuen Schulform im Wahlkampf noch ein „Essential“. Die Grünen haben sich da bereits eine größere Meinungsvielfalt geleistet. Dass es aber irgendwie irgendwann eine Reduzierung der Oberschulformen geben soll, stand auch bei ihnen fest.
Nun wird das Thema zum „Essential“ für eine mögliche Koalition – und prompt sind die potenziellen Partner zu manchem Zugeständnis bereit. Das große Umdenken nach Wahlen: Fast ist es einem peinlich, darüber noch zu klagen. Doch gerade beim Thema Gemeinschaftsschule zeigt sich, welcher – Entschuldigung – Mist dabei herauskommt, wenn vor der Wahl nur an Wählerstimmen und nachher nur an Koalitionen gedacht wird.
Dass Gemeinschaftsschule nur als Langzeitprojekt verwirklicht werden kann, ist klar und hätte bereits im Wahlkampf gesagt werden können – ohne auch nur eine Wählerstimme zu verlieren. Reformen von solchem Ausmaß müssen mit langer Vorbereitung und im Wortsinn behutsam durchgeführt werden – das hat die schnelle Grundschulreform gerade gezeigt. Die haben viele Schulen immer noch nicht verkraftet.
Für Modellprojekte oder ähnliche Sperenzchen ist die Gemeinschaftsschule aber ungeeignet: Es gibt sie ja bereits, die „geköpften Gesamtschulen“, die Haupt- und Realschule zusammenfassten – und dabei Hauptschulen wurden. Wer die Gemeinschaftsschule als „Modellprojekt“ zum Erfolg bringen will, muss viel Geld lockermachen – oder kann das Projekt beerdigen.