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Archiv-Artikel

Geld allein ist kein Garant für eine gute Entwicklungspolitik Wettlauf der Gutmeinenden

Die Entwicklungspolitik hat in Deutschland einen neuen Stellenwert erhalten – und zwar durch externen Druck. Zuerst brachte die überwältigende Spendenbereitschaft der Bürger für die Opfer der Flutkatastrophe im Indischen Ozean die Regierung in Zugzwang – übrigens nicht nur in Deutschland, sondern in allen helfenden Ländern. Und diese Woche hat ein Bericht der Vereinten Nationen den Horizont über die Flut hinaus erweitert. Der Ökonom Jeffrey Sachs äußert sich darin zur Frage, wie die UN-Millenniumsziele zur Halbierung der weltweiten Armut bis 2015 erfüllt werden könnten. Die Einsicht, dass Leid und Armut auf der Welt unteilbar sind und dass man nach der massiven Hilfe für Asiens Flutopfer die Notgebiete Afrikas nicht vernachlässigen darf, ist in den Mainstream von Bundestags-Sondersitzungen vorgerückt.

Was folgt daraus? Wie immer bei neuen Themen in Deutschland: eine Debatte um Geld. Als die Bundesregierung zum Höhepunkt der internationalen Anteilnahme für Asiens Flutopfer 500 Millionen Euro Hilfe zusagte, erstickte sie mit der schieren Größe dieser Summe sämtliche Kritik. Seitdem weiß jeder Bundesbürger, dass Deutschland den Flutgebieten mit 500 Millionen Euro hilft. Aber was das tatsächlich heißt, erfährt niemand. Die Wirklichkeit verliert sich im interministeriellen Gestrüpp.

Mit der Armutsbekämpfung könnte es ähnlich kommen. Kaum hatte Jeffrey Sachs die reichen Industrienationen zur Verdoppelung ihrer Entwicklungshilfe aufgefordert, kündigte Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul ebendies an. Jetzt versuchen sich Regierung und Opposition gegenseitig damit zu übertrumpfen, wer die Entwicklungshilfe mehr erhöht. Auch hier wird vor allem über Geldsummen geredet.

Eine effektive Armutsbekämpfung muss sich erst einmal klare Aufgaben setzen und dann überlegen, wie sie möglichst effizient zu erfüllen und zu finanzieren sind. Noch besser ist es, wenn die Helfer dabei den Empfängern die Initiative überlassen. Dafür müssen Entwicklungspolitiker viel genauer überlegen, mit wem sie auf lokaler Ebene zusammenarbeiten, in welchen Bereichen und mit welchen Zielen. DOMINIC JOHNSON