Gegen den Strich : Verräterische Wortwahl
Es mag ihm nur so rausgerutscht sein, und doch oder gerade deshalb ist die Wortwahl des Senators verräterisch. Wenn Michael Freytag in Zusammenhang mit St. Georg von „unerfreulichen Menschen“ spricht und damit Stricher und Huren (und wohl nicht die Freier), Drogendealer und -konsumenten meint, so wirft diese Formulierung ein Blick auf das Menschen- und auch das Stadtbild von Hamburgs oberstem behördlichen Stadtentwickler.
Kommentar von Marco Carini
Die Formulierung ist zum einen gefährlich nahe an dem bösen Wort vom menschlichen Abschaum. Wer zum anderen dann wohl „erfreuliche Menschen“ anlocken will, um die Unerfreulichen zu vertreiben verkennt: Ein Hamburger Senator hat für alle Bürger der Stadt Politik zu machen, egal ob sie an der Nadel hängen oder ein Champagnerglas in den Händen halten.
Der Ausweitung der Bekämpfung von Drogenkriminalität und Prostitution stehen in Hamburg der finanzielle Kahlschlag in der Drogenhilfe und die mangelnde Unterstützung aller Selbsthilfeprojekte von Prostituierten gegenüber. Immer wieder lautet die Antwort für alle, die das Bild der sauberen Stadt stören, zuallererst Verdrängung und Kriminalisierung. Wenn heute in St. Georg eher in dunklen Hauseingängen als auf lichteren Plätzen gedealt wird, ist damit kein einziges Problem gelöst.