: Gegen Fußball ohne Herz und Seele
■ Betr.: „Grottengrandios“, taz vom 10.3.94
Warum, warum nur muß ausgerechnet Bernd Müllender bei Euch über den Fußball im Ruhrgebiet schreiben? Allein wegen der dummen Polemik gegen all jene, die keine akademische Ausbildung genossen haben – als wenn das der Schlüssel zu richtigem Denken wäre –, weist der Artikel eine widerliche Tendenz auf. Schon mit dem Artikel über Jürgen Wegman vor einigen Monaten hatte Müllender unterstes Niveau bewiesen.
Auch sonst hat der Mann keine Ahnung. Natürlich war das an der Hafenstraße kein gutes Fußballspiel, aber die Rot-Weißen haben gegen Duisburg und gegen St. Pauli im Pokalwettbewerb, wie auch schon in der Meisterschaft, bewiesen, daß sie sehr guten Fußball spielen können. Es ist eben eine junge Mannschaft, die noch lernen muß und sich im Moment in wahrlich keiner angenehmen Lage befindet.
Dieses Spiel hat aber vor allem gezeigt, daß es noch Reste einer anderen Fußballkultur gibt, die gegen den Fußball ohne Herz und Seele bei Sat.1 gerichtet ist. Im Stadion waren in großer Mehrheit Menschen, die aus den umliegenden Stadtteilen kommen, die sich und ihre Mannschaft gefeiert haben und die damit auch ihr Ohnmachtsgefühl wegschreien wollten. Sich darüber lustig zu machen, ist nun wirklich völlig dämlich.
Im übrigen müssen viele, gerade im Essener Norden, auf eine Weise leben, die auch großes Pathos rechtfertigt. Wer von allen Seiten gedemütigt wird, hat das Recht, zu jammern. [...] Manfred Burazerovic, Essen
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