: Gebetsmühle rasseln für Safer-Sex
■ Haushaltsstopp bedroht Präventionsarbeit von Schwulenprojekt „Hein & Fiete“ Von Patricia Faller
„Da wird am falschen Ende gespart“, kritisiert Frank Münzinger von Hein & Fiete. Nicht nur, daß die Mittel, die dem schwulen Infoladen für zielgruppenspezifische Arbeit zur Verfügung stehen, im Vergleich zum Vorjahr um 9000 auf 13.000 Mark eingedampft wurden. Der allgemein verordnete Hamburger Haushaltsstopp könnte auch noch einen Teil dieses mageren Sümmchens einfrieren. Betroffen ist die Öffentlichkeitsarbeit des Präventionsprojekts für homo- und bisexuelle Männer wie die neue Safer-Sex-Broschüre, die Hein & Fiete zusammen mit der Aids-Hilfe Hamburg zum Christopher-Street-Day am Wochenende herausbringt. „Da haben wir Schwein gehabt“, sagt Münzinger, „daß die noch im letzten Jahr gedruckt wurde. Jetzt wäre das nicht mehr möglich gewesen.“
Aber dennoch nötig: Weil die Deutsche Aids-Hilfe keine spezifische Info-Broschüre zum Thema schwuler Sex mehr anbietet, mußte Hein & Fiete diesen eigenen Weg gehen. „Jede nicht verhinderte Infektion wird in ihrer Folge neben dem persönlichen Leid auch erheblich höhere Kosten verursachen“, konstatiert Projektleiter Münzinger. Und wie Erfahrungen aus den USA zeigen, erhöht sich die Zahl der Infizierten, wenn man nicht immer wieder gebetsmühlenartig an Safer-Sex erinnert. Ein Kollege mit einer dreiviertel Stelle klappere regelmäßig die 100 Hamburger Szene-Einrichtungen ab. Um die 60 Ehrenamtliche sind mit Info-Ständen bei Großveranstaltungen präsent und übernehmen den Thekendienst in der Beratungsstelle.
Doch auch alternative Finanzierungsversuche der Präventionsarbeit durch Sponsoring bleiben weitgehend auf der Strecke, weil das geltende Steuerrecht einen Großteil der Geldmittel gleich wieder verschlingt. Denn sobald ein Verein Sponsorengelder einnimmt, die über einer Grenze von 60.000 Mark im Jahr liegen (umgerechnet sind das 5000 Mark pro Monat), zwackt der Staat etwa die Hälfte an Steuern ab. „Bei finanzkräftigen Fußballvereinen, die riesige Ablösesummen für Spieler zahlen, mag das ja noch angehen“, wundert sich Frank Münzinger darüber, daß der Staat an caritativen Vereinen, die wichtige gesellschaftliche Aufgaben leisten, auch noch verdienen will.
Er fordert, daß gemeinnützige Organisationen erworbene Geldmittel aus Sponsoring uneingeschränkt und ohne Steuerabzug für ihre, dem Gemeinwohl dienende Arbeit einsetzen können. Immerhin werden bei Hein & Fiete pro Jahr rund 5000 Stunden unentgeltlicher ehrenamtlicher Arbeit geleistet. Der Infoladen fordert deshalb eine entsprechende Steuerrechtsänderung, damit Bemühungen, die Prävention zur Vermeidung von Aids auch über Sponsoring abzusichern, eine Chance erhalten.
Spendenkonto: Prävention e.V., Stichwort Hein & Fiete, Kontonummer 12 82 13 61 65, HASPA, Bankleitzahl 20 05 05 50.
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