: Galoppierender Niedergang
Betr.: „Kartoffelbrei und Katzenproblematik“, taz Bremen, 17.9.
Einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit dieser so genannten Kritik bedarf es kaum, quillt einem der gesammelte Unverstand doch aus jeder Zeile entgegen. Allein die sachlichen Fehler aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Schreibens sprengen! Auseinanderzusetzen hat man sich allerdings mit einem Begriff von Kritik, der solche Artikel ermöglicht und sie in einer taz-Redaktion unbeanstandet passieren lässt. Denn man machte sich am galoppierenden Niedergang der Kulturberichterstattung ja geradezu mitschuldig, nähme man solche Artikel stillschweigend hin. Voraussetzungen fürs Schreiben von Kritiken scheinen mir zunächst einmal: Augen, um zu sehen, und Ohren, um zu hören. Wunder wirkt ja manchmal auch ein Kopf dazwischen, um zu denken! Gesetzt jetzt mal, all das wäre vorhanden, bräuchte es nur noch eine gewisse Fähigkeit, seine Einwände auch in Worte zu fassen.
Mein Vorschlag wäre, sich zunächst einmal auf die Entwicklung solch elementarer Fertigkeiten zu verlegen, statt sich in dilettantischen Verrissen zu versuchen. Die machen ja auch nur dann richtig Spaß, wenn sie argumentativ untermauert und brillant vorgetragen werden. So lange sie aber von keines Gedankens Blässe auch nur angekränkelt sind, tut mir leid: bleibt das nichts als präpotentes Gekritzel, das sich selbst mit Journalismus verwechselt! (In diese Attitüde passt es nur zu genau, sich am Ende auch noch dünkelhaft über ein enthusiastisches Publikum zu erheben.)
Ärgerlich ist, dass die taz damit nicht einmal ansatzweise zur Kenntnis nimmt, wie radikal anders der Begriff von Unterhaltungstheater ist, für den „Elling“ im Verhältnis zu manch anderer bisheriger Produktion zweifellos steht. Ärgerlich vor allem deshalb, weil „Elling“ – da bin ich ganz sicher – gerade unter den taz-Lesern ein begeistertes Publikum finden würde. Eine Kulturberichterstattung, deren einziges Interesse offenbar ist, ihr tief verwurzeltes Vorurteil gegenüber dem Theaterschiff zu pflegen, halte ich schlicht für überflüssig. Und einen alternativen Begriff von Journalismus kann ich darin schon gar nicht erkennen! RALF KNAPP, Bremen [Anm. der Redaktion: Ralf Knapp ist Regisseur der fraglichen Aufführung]