Galerie Thomas Schulte: Haptisches Sehen
Um zurück zu materieller Wahrnehmung zu finden, braucht es nicht unbedingt der direkten Berührung. Während der Titel „Haptic Feedback“ der aktuellen Gruppenausstellung bei Thomas Schulte also noch auf das Vibrieren von Spielkonsolen in der Hand anspielt, erlauben die gezeigten Arbeiten, die Konzentration auf das haptische, multisensorische Sehen. Darunter ein Fotogramm aus Walead Beshtys Serie „Cross-contaminated RA4 Contact Prints“ – bis zum Rand gefüllt mit Falten, Flecken und Fingerabdrücken, die am Belichtungsprozess beteiligt waren. Michael Müller zeigt im Video „Mach dich selbst (Do It Yourself)“, wie seine Hände sich gegenseitig anfassen und spielt damit auf Merleau-Pontys Theorie des Ineinanderfallens von Subjekt und Objekt an: Berühren ist Berührtwerden zugleich. Dass dies auch einem Ausgesetztsein gleichkommen kann, zeigt Iñigo Manglano-Ovalles „Die Hütte. Erst durch Verkohlung ist das Zedernholz seines Kubus geschützt. Auf „RID UM“ von Wilmer Wilson IV ist der wummernde Rückstoß des Industrietackers noch zu hören, mit dem er Werbeblätter, die an eine afroamerikanische Klientel gerichtet sind, mit unzähligen Nadeln übersät. Eine eindrückliche Verkomplizierung der künstlerischen Strategie der Opazität. Carolyn Lazards Video „Consensual Healing“ schließlich ist eine abgebrühte Inszenierung der menschlichen Verschmelzung mit anderen Organismen. nym
Bis 29. 2., Di.–Sa. 12–18 Uhr, Charlottenstraße 24
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