„GUGELHUPF“, TAZ-GENOSSE DIEKMANN, DEUTSCHER FERNSEHPREIS : Die Tränen der Medienkrokodile
Liebe taz-Medienredaktion, was ein Glück, dass am Ende alles nur eine Frage des Puffers ist! Nach dem richtigen Rezept gebacken, kann er dank seiner lockeren Schwammstruktur sogar die Tränen der Medienkrokodile in der Versenkung verschwinden lassen. Gugelhupf heißt das Magazin, dessen Ausschreibung (im coolen Medien-Gebläse „Pitch“ genannt) Gruner + Jahr gewonnen hat und das der Verlag nun für Dr. Oetker herstellen wird. Na, da sind wir ja nur froh, dass nicht Domestos zum Wettbewerb aufgerufen hat, um Klostein entwickeln zu lassen oder Shell Die Zapfsäule.
Trotzdem ist G+J-Chef Bernd Buchholz noch sehr traurig, und sein Satz „Uns geht es gar nicht gut“, den er den Spiegel-Kollegen ins Mikro hauchte, macht sogar mich betroffen. Es lohnt sich diese Woche also unbedingt, den Spiegel zu kaufen, zumal nicht nur der Buchholz drin ist, sondern auch ein tolles Wackelbildchen auf dem Heft. Ein Gimmick-Spiegel sozusagen. Wie einst das Yps, nur ohne Känguru. Jetzt aber nicht den Kinder-Spiegel, dieses etwas wirre Dings mit Bums kaufen, nein, das Erwachsenenblatt ist gemeint. Nächste Woche vielleicht schon mit Kondom.
Ganz ohne Schutz ist Kai Diekmann, beruflich Chefredakteur der Bild, privat taz-Genosse, zur Mitgliederversammlung der taz gekommen und hat sich damit zumindest eine Mütze Respekt verdient. Dort hat er den strategischen Vorschlag geäußert, die taz solle sich ihre Netzinhalte bezahlen lassen. Das gefiel nicht jedem. Ob die Vorbehalte sich allerdings gegen das Geschäftsmodell oder die bloße Anwesenheit des Zu-Guttenberg-Brillenträgers richtete, war nicht herauszufinden.
Bereits einige Tage zuvor hatte er die Menschen vor ein Rätsel gestellt: „Wenn eine vollwertige Tageszeitung nur noch 80 Cent kostet und der Cappuccino dazu 2,50 Euro, dann stimmen die Verhältnisse nicht.“ Soll Diekmann auf einer Fachveranstaltung gesagt haben. Seither rätselt die Menschheit, von welcher „vollwertigen Zeitung“ der Bild-Mann wohl reden mag. Die Süddeutsche kostet 1,90, die taz 1,20, die Hannoversche Allgemeine 1,30. Sogar der Alb Bote ist erst ab einem Obolus von 1,20 Euro zu haben.
Überhaupt ist dies eine wundersame Zeit. Samstagabend geht das Wundern weiter. Dann wird der Deutsche Fernsehpreis verliehen. Jene Veranstaltung, bei der die Jury neben Fernsehjournalisten praktischerweise aus den Fernsehmachern selbst besteht. Und Christoph Keese, bei dem man auch nicht genau weiß, was der da soll.
Wer nun eine solche Juryzusammensetzung als bedenklich empfindet, weil er weiß, dass Filmleute eine inzestuöse Mischpoke bilden, bei der ständig Hände gewaschen werden, wird durch die Pressedame des Deutschen Fernsehpreises beruhigt: Das Beste, das der deutsche Serienmarkt derzeit zu bieten hat, die RTL-Produktion „Doctor’s Diary“ („DD“), wurde extra nicht nominiert – schließlich sitzt Beatrice Kramm, Produzentin und Geschäftsführerin der „DD“-Produktionsgesellschaft Polyphon, in der Jury. Das ist doch mal eine konstruktive Logik. Mit einem richtig saftigen Ergebnis. Das Beste einfach außen vor zu lassen, anstatt die Jury neutral zu besetzen. Immerhin aber gibt es einen Trostpreis für die „DD“-Hauptdarsteller Diana Amft und Florian David Fitz: Sie dürfen die Präsentation der besten Serie übernehmen.
„Lasko – Die Faust Gottes“ ist nominiert. Jenes ausgemachte Schwachsinnsprogramm, dessen Ernennung die Frage erlaubt, ob die Jurymitglieder nicht nur befangen, sondern allesamt nicht ganz zurechnungsfähig sind.
Damit zurück nach Berlin!
Hinweis: DIE KRIEGSREPORTERIN SILKE BURMESTER berichtet jeden Mittwoch von der MEDIENFRONT.Feldpost? Mail an kriegsreporterin@taz.de