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Archiv-Artikel

GREENPEACE WARNT: DER KAHLSCHLAG IM KONGO BEDROHT DAS WELTKLIMA Afrikas grünes Herz geht alle an

Die internationale Debatte um den Klimawandel konzentriert sich auf die Volkswirtschaften der reichen Industrienationen in Europa und Nordamerika sowie auf die aufstrebenden Schwellenländer in Asien. Doch Gefahr für das Weltklima droht nicht nur vom übermäßigen Energieverbrauch der Reichen. Sie droht auch durch die unkontrollierte Vernichtung natürlicher Ressourcen in jenen Gebieten, in denen die Ärmsten leben, die ums nackte Überleben kämpfen und sich leicht die Zugriffsrechte auf ihre Umwelt abkaufen lassen.

Abholzung und veränderte Landnutzung tragen zum weltweiten CO2-Ausstoß genauso viel bei wie der globale Verkehr, hat Greenpeace ausgerechnet. Und: Im Herzen Afrikas droht ein Aufschwung der Holzindustrie, der die erheblichen CO2-Reserven, bisher in den Regenwäldern der Regionen enthalten, in einem gigantischen Ausmaß freisetzen könnte. Bisher ist das Kongobecken von einem Kahlschlag wie im Amazonasbecken oder in Indonesien verschont geblieben. Doch dann würde der Kongo plötzlich zu einem Klimavernichter von der Größenordnung einer Industrienation aufsteigen, und das, ohne dass die Mehrheit seiner Bevölkerung überhaupt in den Genuss von elektrischem Strom oder Verkehrsmitteln käme.

Man mag die Detailrechnungen anzweifeln. Und die Umweltschützer von Greenpeace befinden sich ganz sicher abseits der Mehrheitsmeinung im Kongo, wenn sie jegliche ökonomische Nutzung des Waldes verhindern – und dies möglichst auch noch durch internationale Regelungsmechanismen durchsetzen – wollen.

Dennoch zeigen die neuen Greenpeace-Recherchen: Das grüne Herz Afrikas geht uns alle an. Deutschland ist ein wichtiger Akteur in Kongos Forstwirtschaft. Es könnte seinen Einfluss geltend machen, um dort sozial- und umweltverträgliche Verhältnisse zu befördern und den Menschen im Wald Alternativen zu jenem Kahlschlag zu bieten, der ihnen zunächst lukrativ erscheint. Niemand braucht Edelhölzer aus kongolesischen Naturschutzgebieten zum Überleben. Aber die Erde braucht sie dort, wo sie sind. DOMINIC JOHNSON