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Archiv-Artikel

GÖTTLICHE SÜNDE IN KREUZBERG 61 Peccato DiVino

VON MICHAEL PÖPPL

Am ruhigen Ende der Bergmannstraße, beinahe schon am Südstern, eröffnete im August 2012 das Peccato DiVino: Die rötlichen Ziegelwände, der selbst gebaute Tresen und schlichte Holztische bilden eine gelungene Mischung aus Weingeschäft und Osteria mit kleiner Küche. Die Weine in den Regalen heißen Verdicchio dei Castelli di Jesi, Lacrima oder Ribolla Gialla und sind in Berlin sonst kaum zu finden, denn sie stammen ausschließlich von autochthonen italienischen Reben.

Der Besitzer Franco Giorgi hat sich aus tiefster Überzeugung auf diese besonderen Weine spezialisiert. Vor drei Jahren zog er aus Bologna nach Berlin, das er schon von vielen Besuchen kannte. Seine Kunden berät er gern und mit viel Wissen über weniger bekannte Weinregionen wie den Marken, der Emilia Romagna oder Kalabrien. Er freut sich über neugierige Fragen: „Dann nehme ich mir gern auch mal eine Viertelstunde Zeit für ein Gespräch, denn auch das Reden über Wein macht Spaß“, sagt der ehemalige Lehrer und lächelt verschmitzt. Noch besser sei es, wenn die Kunden gleich bleiben würden, um sein Sortiment zu probieren und sich ein Glas Weiß- oder Rotwein aus den sieben „Weinproben der Woche“ (0,2 Liter 3,80 bis 4,80 Euro) aussuchen.

„Einen guten Wein sollte man mit Geduld genießen“, auch das gehört zu Giorgis Konzept. Deshalb darf man für einen wirklich günstigen Zuschlag von nur 5 Euro Korkgeld jede seiner Weinflaschen auch vor Ort trinken. So hat sich der kleine Laden abends zum Treffpunkt für Fans der italienischen Weinkultur entwickelt, die gern der Versuchung durch „Die göttliche Sünde“, so die Übersetzung des Namens, nachgeben. Dazu passend zaubert Giorgi in der kleinen Küche hinterm Tresen feine Kleinigkeiten, die zum Wein passen: Bruschetta „Mare“ mit Olivenöl, Anchovis und Kapern, Tortellini mit Butter und Salbei sowie Wurst- und Käseteller mit Blutorangenmarmelade oder Quittengelee („handgemacht von Freunden aus Italien“).

Als weißen Sommerwein empfiehlt er einen biologisch angebauten Pignoletto Montefreddo vom Weingut Corte D’Aibo, der ziemlich knackige, frische Säure versprüht und der gut gekühlt zu beinahe jedem Essen passt. „Das ist der Wein, mit dem ich aufgewachsen bin“, sagt Giorgi. „In Bologna ist Pignoletto allgegenwärtig und der Maßstab, an dem wir andere Weine messen.“ Aus dem heißen Süden Italiens kommt der „Cirò Rosso“ von Ippolito 1845, dem ältesten Weingut in Kalabrien. Ein sehr körperreicher, tiefvioletter Wein, kräftig, mit Beerenaromen und ausgewogenem Tanningeschmack. „Die Galliopotraube, aus dem der Cirò gemacht wird, ist schon mit den alten Griechen nach Italien gekommen“, weiß der Ladenbesitzer und freut sich sichtlich, auch dazu eine Geschichte zu kennen. „Man erzählt sich, dass dieser Wein einst den olympischen Athleten vorbehalten war. Allein deshalb wollte ich ihn unbedingt im Sortiment haben.“

Peccato DiVino: Kreuzberg, Bergmannstr. 59, U Südstern, Di.–Sa. 16–22 Uhr, So. 14–22 Uhr, Tel. (01 52) 04 01 39 90, www.facebook.com/Peccato.DiVino.Berlin

Satt-&-Selig-Angebot: Für den weißen Pignoletto Montefreddo vom Weingut Corte D’Aibo (Ladenpreis 11,70 Euro) sowie auf den „Cirò Rosso“ von Ippolito 1845 (Ladenpreis 9,20 Euro) gibt es bei Abnahme von sechs Flaschen 10 Prozent Rabatt