GERD SPIEKERMANN, MODERATOR „HAMBURGER HAFENKONZERT“ : Am ältesten Mikro der Welt
■ Der Wahl-Hamburger und Platt-Experte kam 1985 zum NDR. Zuvor studierte er Romanistik und Politologie. FOTO: NDR
„Schiffe, Häfen und Menschen“, sagt Gerd Spiekermann, bilden nach wie vor den Schwerpunkt der weltweit dienstältesten Radioshow: das „Hamburger Hafenkonzert“, dessen 80. Ausgabe Spiekermann an diesem Sonntag moderieren wird.
1929 gab der Intendant der damaligen Nordischen Rundfunkgesellschaft AG, Hans Bodensted, den Auftrag: „Schaffen Sie eine Sendung, die nach Tang und Teer riecht, eine Sendung, in der die See zu den Hörern spricht.“ So entstand die langlebigste Radiosendung aller Zeiten, anfangs verstanden als „Brücke zur Heimat“ – für Seefahrer, Auswanderer und Weltenbummler.
Seit acht Jahren moderiert Spiekermann das „Hafenkonzert“, das inzwischen auf der Hamburger Lokalwelle des NDR läuft und Jahr für Jahr hunderttausende Zuhörer in aller Welt erreicht. Was die nur einmal pro Jahr ausgestrahlte Sendung so besonders mache, fasst er in einem Wort zusammen: „Hamburg“ – als Tor zur Welt, als Sinnbild für Fern- und Heimweh. „Das Hafenkonzert“, sagt Spiekermann, „vermittelt den Leuten ein Identitätsgefühl mit der Heimat“. Er selbst ist in einem kleinen Dorf an der Unterweser aufgewachsen, verdiente mit 17 sein erstes Geld beim Löschen der Ladung von Getreideschiffen: „So bescherte mir die Seefahrt meine erste Knittertüte Lohn.“
Er liebt das Leben an der Küste, norddeutsche Traditionen und die niederdeutsche Sprache. Da scheint die Moderation des Hafenkonzerts wie auf ihn zugeschnitten: Er schätzt die Musikauswahl von traditionellem maritimen Liedgut, über Chansons bis Jazz, Swing und Blues. Und: „Ein Drittel der Sendezeit gibt es für Reportagen und Interviews.“
Die Fangemeinde bestehe „zum Großteil aus so genannten Best Agers“, sagt Spiekermann, die Hörerschaft sei noch immer weltweit verteilt. „Das Leben in der deutsche Gemeinde in Namibia steht still, wenn die Sendung übertragen wird“, weiß er. „Ich hab neulich auch Fanpost aus Japan bekommen.“ Zuhörer aus New York hätten bereits um frühere Sendezeiten gebeten. Doch auch im Heimathafen fordert das „Hafenkonzert“ Disziplin: Morgens früh um fünf nach sechs wird es an diesem Sonntag eingeläutet. Wie schon 1929. JV