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Archiv-Artikel

GERD RAPIOR, JOURNALIST UND TV-COACH Der Doppelagent

Von JANK
Gerd Rapior, 56

■ galt beim NDR als CDU-nah und trat am Dienstag vom Vorsitz der Kieler Landespressekonferenz zurück. Foto: dpa

Düsternbrook – das ist so gediegen, wie es klingt. Emporkömmlinge müssen sich zur Decke strecken, um dazuzugehören. Capital belegte mit dem Villenviertel an der Kieler Förde 2005 die Prognose „Was teuer ist, wird teurer“. Mit Protagonisten, die sich den Traum von Düsternbrook erfüllten: Gerd Rapior und Frau, er NDR-Redakteur, sie Sprecherin der Landes-Investitionsbank.

Die Gehälter der beiden waren für das 20er-Jahre-Haus im Villenviertel vielleicht etwas knapp. Die Kieler Staatsanwaltschaft verdächtigt Rapior, den Klinik-Riesen Damp Holding für Geld im NDR-Programm platziert zu haben – bezahlt vom damaligen Chef Carl-Hermann Schleifer (CDU), früher Staatssekretär bei Uwe Barschel. Rapior bestreitet jede Bestechung.

Bestätigt ist, dass der Redakteur des Schleswig-Holstein Magazins verschiedentlich über das Unternehmen berichtet hat. Und Geld bekam: 86.100 Euro – für „Medientrainings“. Ein Erfolgsmodell, das der Journalist für ausbaufähig hielt: Seit 2004 hat er diversen Spitzenkräften der CDU beigebracht, wie sie vor der Kamera gut wirken, darunter Ministerpräsident Peter-Harry Carstensen, Finanzminister Rainer Wiegard und der heutige Innenminister Klaus Schlie – mit unterschiedlichem Erfolg. 1.000 bis 1.200 Euro bekam Rapior pro Sitzung – ein Schnäppchen, gemessen an den Marktpreisen, aber die Menge macht’s. Irgendwann wurde sogar der CDU mulmig dabei, wie offensiv der NDR-Mann seine Dienste anbot.

Ein grundsätzliches Problem? Nein, meint die CDU. „Das hätte ich nur gesehen, wenn es sich um eine Medienstrategie-Beratung gehandelt hätte“, unterscheidet Landesgeschäftsführer Daniel Günther, den Rapior auch gecoacht hat. Wenn der TV-Trainer Rapior seinem Kunden Carstensen als Reporter begegnet wäre – da hätte die CDU nichts bei gefunden. Rapior auch nicht.

Anders der NDR: Der hat Rapior suspendiert, prüft eine fristlose Kündigung. „Eine weitere Zusammenarbeit kommt nicht in Frage“, sagt Funkhaus-Direktor Friedrich-Wilhelm Kramer. Das Vertrauensverhältnis sei durch die eingeräumten Verstöße irreparabel zerstört, unabhängig vom den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft.

Die richten sich auch gegen Frau Rapior. Könnte sein, dass in Düsternbrook bald wieder ein Haus zu haben ist. JANK