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Archiv-Artikel

GEORG BLUME ÜBER DIE NEUESTEN ZWEIFEL AN MIKROKREDITEN Der IWF muss regulieren helfen

Mikrokredite sind keine Wunderheilmittel für Arme. Es sind auch nur Kredite. Deshalb ist es höchste Zeit, dass jetzt Ratingagenturen wie die des Inders Sanjay Sinha vor den Folgen des globalen Mikrokreditbooms warnen. Es wäre ja auch zu schön, um wahr zu sein, wenn die gleichen Marktgesetze, die zuletzt das Hypothekengeschäft in den USA zum Einsturz brachten und die weltweite Finanzkrise auslösten, nicht auch im Mikrokreditgeschäft greifen würden.

Mikrokredite galten bis vor kurzem als letztes, von Spekulation unbelastetes Anlagefeld der in Misskredit geratenen Finanzbranche. Auch deshalb sind sie nun selbst zum Objekt der Spekulation geworden. Und so investieren Großanleger wie die Deutsche Bank nicht allein aus Imagezwecken in die Kreditvergabe an Arme, sondern weil es sich schlicht rentiert. Das könnte eine gute Nachricht sein.

Doch weil der Markt viel zu schnell wächst (allein in Indien um 80 Prozent) und die Regulierung der jungen Branche noch in den Kinderschuhen steckt, sind der Misswirtschaft derzeit Tür und Tor geöffnet. Das zeigt sich, wenn in armen Regionen Indiens die Wirtschaft schrumpft und die Mikrokredite florieren. Um die Umsatzbücher der aufstrebenden Mikrofinanzinstitute zu füllen, wird das Geld hier den armen Leuten nachgeschmissen, die keine Chance auf Rückzahlung haben.

Auch der Internationale Währungsfond, dessen positive Bewertungen den Mikrokreditboom mit ausgelöst haben, wäre jetzt gefordert, das drohende Unheil abzuwenden und den Mikrofinanzmarkt weltweit regulieren zu helfen. Dabei gilt es, das Kind nicht mit dem Bad auszuschütten. Denn Mikrokredite bleiben, unter den richtigen Umständen, eine wichtige neue Dienstleistung für die Armen dieser Welt – selbst dann, wenn sie von der Deutschen Bank kommen.

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