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Archiv-Artikel

GEHT’S NOCH? Der Haasenburg-Pöbel

BRANDENBURGS BILDUNGSMINISTERIN MARTINA MÜNCH SIND DIE EIGENEN LEUTE WICHTIGER ALS EIN PAAR ASOZIALE KINDER

Brandenburgs Bildungsministerin Martina Münch (SPD) brauchte ein Dreivierteljahr für eine Entschuldigung bei den Kindern und Jugendlichen der Haasenburg GmbH. Sie mussten leiden, weil Münchs Aufsicht wegsah. Und nicht mitbekommen haben möchte, wie diese kleinen Quälgeister von „Ärzten“ mit Medikamenten ruhiggestellt, auf Liegen gefesselt, wie ihnen bei der „Erziehung“ der wenige Lebensmut und die Knochen gebrochen wurden. Eines der Kinder berichtete, wie es von „Erziehern“ in eine Mülltonne gesteckt, verhöhnt und fotografiert wurde. Die Folgen werden sie bis zu ihrem Lebensende spüren.

Diese Ministerin agiert so verzagt und verzögert, weil sie ihren boshaften Ministeriumsapparat fürchten muss, in dem die Verantwortlichen Intrigen spinnen, um sich vor Konsequenzen zu wappnen. Mit ihrer Entschuldigung wähnt sich Münch nun am Ende eines dunklen Kapitels. Doch sie irrt sich erneut.

Es gibt bisher 70 Ermittlungen, Prozesse werden folgen. Münch begeht ihren nächsten Fehler, weil sie die Sachbearbeiter ihrer Heimaufsicht in ihren Positionen belässt. Diese Schreibtischtäter können nicht weiter das Kindeswohl in Brandenburg verantworten. Politische Zwänge und die Sesselpartisanen ihres Ministeriums entbinden Münch nicht von politischer Verantwortung, auch wenn sie Courage bewies, als sie befahl, die Heime zu schließen.

Doch auch die Opposition verhält sich lachhaft. Und darüber hinaus müssen wir alle diese Kinder um Vergebung bitten und endlich für Wiedergutmachung sorgen, auch finanziell. Aber sie entstammen meist einem Prekariat, welches jenseits bürgerlicher Lebenswirklichkeit auf einem anderen Planeten haust. Die Rede ist von Minderjährigen, die Wärme nur noch mit Chrystal Meth erleben. Von unfassbarer sexueller Gewalt und Elend.

Das macht eine Aufklärung unwahrscheinlich. Die „Aufarbeitung“ der Heimerziehung der Bundesrepublik durch den „Runden Tisch“ war bereits widerlich bigott. Die christlichen Kirchen spielten eine unsägliche Rolle.

Wir schreien endlich bei der Odenwaldschule und schweigen weiter bei der Haasenburg. Hier unser bürgerlicher Nachwuchs, in dem wir uns spiegeln. Dort die Kaste aus Brandenburg: Diese Kinder sind der geklärte Abschaum unserer so sauberen Gesellschaft, die längst ins Wanken geraten ist. KAI SCHLIETER