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Archiv-Artikel

GEHT’S NOCH? Verstaubte Ökos

FEINSTAUB BEKÄMPFEN? AUF JEDEN FALL! AUSSER NATÜRLICH, WENN ES UM DEN EIGENEN KAMINOFEN GEHT

Das Umweltbundesamt berichtet diese Woche, dass in vielen Städten die Feinstaubwerte schon jetzt so oft überschritten wurden, wie im ganzen Jahr erlaubt ist. Die Aufregung war groß. Denn die Einführung von Umweltzonen in Städten bringt nichts, wenn gerade die besonders dreckigen Baumaschinen und kommunalen Müllabfuhren ausgenommen sind, kritisieren Umweltverbände. Auch gegen Kohlekraftwerke, die ebenfalls jede Menge der krebserregenden Kleinstpartikel in die Luft blasen, regt sich Protest.

Sehr still ist die Ökoszene jedoch bei einer anderen wichtigen Feinstaubquelle: den Kaminöfen, die immer mehr werden. Gerade bei umweltbewussten Haus- und Wohnungseigentümern sind sie sehr beliebt, weil sie eine behagliche Atmosphäre mit klimafreundlicher Wärmeproduktion verbinden. Doch die vermeintlichen Ökoheizungen haben einen gravierenden Nachteil: Sie produzieren mittlerweile mehr Feinstaub als der gesamte Verkehrssektor in Deutschland zusammen.

Vor vier Jahren sind zwar die Staub-Grenzwerte für Kaminöfen verschärft worden. Doch für bestehende Anlagen hat die Branche Übergangsfristen von bis zu 15 Jahren durchgesetzt. Und selbst nach einer Nachrüstung dürfen bestehende Öfen noch fünfmal so viel Staub ausstoßen wie die modernsten neuen Anlagen.

Wer weiterhin freudig und mit gutem Gewissen im Wohnzimmer Holz verbrennen will, muss seinen Kaminofen nachrüsten oder austauschen, sofern der älter als vier Jahre ist – auch wenn es gesetzlich noch nicht vorgeschrieben ist. Vorauseilende Vernunft ist gefragt. Verbrannt werden sollte außerdem nur trockenes, unbehandeltes Holz. Und auch das nur, wenn die Wärme wirklich gebraucht wird – und nicht allein um der Gemütlichkeit willen.

Allen anderen vermeintlichen Ökoheizern sei daher gesagt: Ihr seid nicht besser als die Dieselstinker und Kohlemeiler, über deren gesundheitsschädliche Feinstaubproduktion ihr euch so gerne und ja auch zu Recht aufregt. MALTE KREUTZFELDT