GALERIE MICHAEL JANSSEN : Skulptur ist eine Frage des Gleichgewichts
Im Badezimmerschrank sitzt ein grüner Papagei und übt auf einem Bein zu stehen. Während er langsam den rechten Fuß abspreizt, fährt er ebenso bedächtig den linken Flügel aus, um das Gleichgewicht zu halten. Dabei sieht er so konzentriert aus, wie ein Vogel aussehen kann, der nicht von der Stange fallen will. Ein Trinker sitzt an der Bar und schiebt sein letztes Glas von sich, doch über die Tresenplatte rutscht es immer wieder zu ihm zurück. Des Künstlers nackter Fuß springt auf und ab, hüpft aus dem Rahmen hinaus und wieder hinein. Assaf Grubers Ausstellung „Every Corner of the Soul“ bei Michael Janssen setzt sich mit dem Equilibrium auseinander. Seine Installationen aus vorgefundenen Objekten und Video-Loops erweitern den Begriff des Readymades und bleiben doch Skulpturen im Sinne eines frei im Raum arrangierten Körpers und dessen Streben nach Balance. Grubers Skulpturen sind durchdacht, bewahren sich aber eine humorvolle Leichtigkeit. Früher hat er Bowlingkugeln in der Mitte aufgeschnitten und wie halbierte Wassermelonen serviert. Mittlerweile warten sie darauf, sowohl geworfen als auch bebrütet zu werden. Und aus der Bowlinganlage hat er genau den Teil ausgeschnitten und in Bronze gegossen, der dann wieder für die Bremsung der Kugel sorgt. Wann verlieren die Dinge ihren Gebrauchswert und werden zur Skulptur? Wann werden Handlungen oder Bewegungen zu skulpturalen Gesten? Gruber arbeitet ganz subjektiv an solchen Fragen von Akt, Objekt und Artefakt und versucht daraus allgemeingültige Gesetzmäßigkeiten abzuleiten. WOE
■ bis 30. März, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Potsdamer Str. 63