G-8 fordern Ende der Gewalt im Iran: "Sehr besorgt"
Die G-8-Außenminister fordern bei einem Treffen ein sofortiges Ende der Gewalt im Iran. Ein Augenzeuge beim Mord an Neda Agha Soltan schildert der BBC derweilen den genauen Hergang der Tat.
TRIEST/LONDON ap/dpa | Die Außenminister der G-8-Staaten haben bei ihrem Treffen im italienischen Triest ein sofortiges Ende der Gewalt im Iran verlangt und die Staatsführung zu einer friedlichen Lösung des Konflikts mit der Opposition aufgerufen.
Der italienische Außenminister Franco Frattini erklärte: "Wir sind sehr besorgt über diese Ereignisse." Die Teilnehmer hätten die Notwendigkeit einer sofortigen Beendigung der Gewalt unterstrichen. Der G 8 gehören Deutschland sowie die USA, Russland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan und Kanada an.
Die im Tod zum Symbol der iranischen Protestbewegung gewordene Neda Agha Soltan ist nach Angaben eines in London lebenden Landsmanns offenbar von einem Mitglied der regierungstreuen Bassidsch-Miliz erschossen worden. Der Arzt Arasch Hedschasi berichtete der BBC, er sei dabei gewesen und habe ihr zu helfen versucht.
Hedschasi studiert derzeit in England und war nach eigenen Angaben zu einem kurzen Besuch bei Freunden in Teheran, als er von der Protestkundgebung hörte und sie sich ansehen ging. Plötzlich habe die Polizei Tränengas verschossen, und Motorräder seien angerast. "Wir hörten einen Schuss. Neda stand einen Meter entfernt von mir. Ich drehte mich um und sah Blut aus ihrer Brust schießen", sagte er dem Sender. "Wir stürzten hin und legten sie auf den Boden. Ich sah die Schusswunde direkt unter dem Hals." Er habe versucht, die Blutung zu stoppen, aber sie sei rasch gestorben.
Die Demonstranten hätten einen bewaffneten Bassidsch-Milizionär auf einem Motorrad entdeckt, ihn angehalten und entwaffnet. Der Mann habe anscheinend zugegeben, auf die junge Frau geschossen zu haben; er habe gerufen: "Ich wollte sie nicht umbringen." Die Demonstranten hätten ihm den Ausweis abgenommen, ihn fotografiert und dann laufen lassen, schilderte Hedschasi. Er sei sich bewusst, dass er sich mit seiner Aussage in Gefahr bringe und vielleicht nicht mehr in den Iran zurückkehren könne, sagte er weiter.
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