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Fußballtalent Enzo ZidaneDie Schwere des Sohnseins

Zinedine Zidanes Sohn Enzo steht vor einer großen Karriere. Doch welche Bürde ein Promi-Name sein kann, zeigen die Schicksale von Beckenbauer und Cruyff junior.

Zinedine Zidanes große Schuhe: Kann sein Sohn Enzo da reinschlüpfen? Bild: dapd

BARCELONA taz | Die Fotos zeigen einen Teenager mitten in der Wachstumsphase, dem die Kleider nicht mehr so richtig passen. Das Trikot flattert an seinen bleichen Ärmchen, die Sporthose trägt er noch nach Kindermanier. Er hat sie bis zum Bauchnabel hochgezogen. Doch wenn Zinedine Zidane, der weltbeste Fußballer der späten Neunziger, diesen 15-Jährigen beim Fußballspielen betrachtet, sieht er etwas anderes als einen Schlaks in der Pubertät. "Wenn ich ihn sehe, sehe ich mich selbst", sagt Zidane über seinen ältesten Sohn Enzo.

Zwiespältiges Lob

Das war das schönste Lob und ist gleichzeitig die größte Bürde: Enzo Zidane, der mit dem Gefühl für den Ball und dem Blick für den Raum eines typischen Spielmachers in der Jugendelf von Real Madrid spielt, erlebt dieser Tage, wie schwierig es ist, Sohn zu sein. Seit der Trainer der spanischen Jugendnationalelf öffentlich erklärte, er wolle Enzo in seine Auswahl berufen, muss der Junge schlagartig mit einer für einen 15-Jährigen unnatürlichen Erwartung zurechtkommen. Als handle es sich um eine Staatsangelegenheit, widmen sich die Medien der Frage, ob Enzo für Spanien spielt wird, wo die Familie Zidane auch nach des Vaters Karriereende lebt, oder für Frankreich, die Heimat Zinedines. Der spanische und französische Verband reagierten überraschend: Sie verzichten beide erst einmal auf eine Berufung.

Söhne berühmter Fußballer werden nie gerecht behandelt. Man misst sie nicht an ihren Möglichkeiten, sondern am Vater. Als Jugendliche werden sie nur aufgrund ihres Nachnamens überhöht, als Erwachsene später reflexartig schlechtgemacht. Über Stefan Beckenbauer lag als Jungprofi in Vaters Klub Bayern München permanent der Schatten von Kaiser Franz. Als er 1992 zum Zweitligisten 1. FC Saarbrücken wechselte, rief sein Vater Trainer Peter Neururer an, um herauszufinden, ob der es wirklich ernst mit Stefan meinte und ihn nicht nur als eine Art Zirkusattraktion verpflichtete. Fern der Heimat wurde Stefan Beckenbauer für kurze Zeit tatsächlich so etwas wie ein normaler Fußballer. Er brachte es sogar auf ein Dutzend Bundesligaspiele.

Zufrieden auf Malta

Jordi Cruyff musste als 17-Jähriger Profidebütant beim FC Barcelona zusätzlich noch damit fertig werden, dass sein Vater der Trainer war. Entfalten konnte er sich erst in der Abgeschiedenheit der Provinz. Mit dem Kleinstadtklub Alavés stürmte er 2000 ins Uefa-Cup-Endspiel. Beeindruckender jedoch ist, wie die Söhne es schafften zu akzeptieren, dass sie kein neuer Beckenbauer und Cruyff waren, sie aber trotzdem den Fußball an seinen unglamourösen Stätten als Beruf genießen: Heute arbeitet Stefan Beckenbauer als Jugendtrainer beim FC Bayern. Jordi Cruyff spielt mit 36 als Profi beim FC Valletta auf Malta.

Wenn sich Enzo Zidane mit dem Ball am Fuß um die eigene Achse dreht, erkennen alle seinen Vater, es war sein berühmtester Trick. Solches Geschick kann man nicht lernen, das ist vererbt. Beibringen muss Zinedine Zidane seinem Sohn etwas anderes: Auch ein gewöhnlicher Erst- oder Zweitligaspieler zu werden, ist ein Erfolg; selbst wenn man Zidane heißt.

RONALD RENG

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