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■ FußballEnde in Sicht

Abpfiff! Heute hat die Bundesliga ein Ende. Nach der Bescherung fließt Sekt (wir vermuten in München) oder Wermut (wir fürchten in Freiburg). Und die Umtauschaktion an den Wühltischen „Spieler“, „Trainer“ geht in die vollen.

Erste Anzeichen dieses vorweihnachtlichen Kaufrausches sind zu erkennen. „Optimistisch, was die Zukunft von Herrn Held anbelangt“, ist Dresdens Schatzmeister Georg Schauz. Soll heißen, beim heldenhaften Siegfried wird Nibelungentreue vorausgesetzt. Und eine Völkerwanderung zu Zwietracht Frankfurt selbstredend ausgeschlossen. Solide Absichten hat man auch auf Schalke. Zumal die Funktionäre des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), denen unser aller Kaiser Franz die zerebrale Existenz bekanntermaßen abgesprochen hat, signalisierten, „daß wir die Lizenz für die kommende Saison bekommen“ (Schalke- Sprecher Andreas Steininger). Trotz Herrn Eichberg, des Ex-Sonnenkönigs in Gelsenkirchen, der mit Krampfadern Millionen verdiente, die auf Schalke unerfindlicherweise noch nicht aufgetaucht sind. Steininger versichert treuherzig: „Wir dürfen kaufen“, meint Menschen, pardon, Fußballer, „aber nur in einem eng begrenzten Rahmen.“ So daß die Rückkehr des verlorenen Sohnes Olaf Thon (Ablöse: zwei bis drei Millionen) eigentlich nicht statthaft ist. Schalke wäre nicht Schalke, würde nicht kurzerhand ein Retter aus dem Zauberhut gezaubert und Verhandlung mit einem „neuen Hauptsponsor“ angekündigt. Das würde der Eventuell-Absteiger aus dem Frankenland auch gerne tun. Das Nürnberger Korsett ist eng geschnürt. Schatzmeister Hans Schmidt: „Wir müssen einen Überschuß von 4,5 Millionen erzielen und davon drei Millionen Mark Schulden abbauen.“ Also nichts wie weg: Stürmer Christian Wück zieht es zu einer Schäferstunde ins Badische, immerhin ist der ungestüme KSC in die Phalanx der Großen eingebrochen (noch Platz drei). Nürnbergs Trainer Rainer Zobel, dessen Ehegemahlin aus einem Pfarrhaus stammt, ist indes guten Mutes, daß der Alpen-Brasilianer Alain Sutter nicht abtrünnig wird. „Rausgespielt“ habe sich ein anderer. Sergio Zarate, der zum Saisonfinale nicht mal im Bus nach Dortmund mitfahren, sondern sich daran delektieren darf, daß sein Trainer trotz Strafversetzung bemerkenswerterweise große Stücke auf ihn zu halten scheint: „Zarate ist vom Fuß bis zum Hals ein hervorragender Fußballer.“

Von einer Reklamation ausgeschlossen ist der Kauf der balltretenden Auslaufmodelle: Schwaben-Musterjunge Guido Buchwald (33) wechselt zu den Red Diamonds Urawa und wird im Reiche Nippons in seinen voraussichtlich letzten beiden Arbeitsjahren zwei Millionen Mark für die Rente zurücklegen. Uwe Bein (Frankfurt): dito. Raimond Aumann, den man im Bayernlande gar deftigst düpierte, als man ihm Oliver Kahn vor den Kasten setzte, wird in der Türkei um Kickers Tor-Asyl bitten, beim ebenfalls exilierten Lautsprecher Christoph Daum und seinem Club Beșiktas Istanbul. In die Regionalliga, zu Dukatenesel Arminia Bielefeld entfleuchen u.a. Thomas von Heesen (Hamburg), Fritz Walter (Stuttgart).

Letzter Bundesliga-Auftritt auch von Trainer Franz Beckenbauer. Der vor dem Finale grande dem Hamburger SV sein Mißtrauen aussprach: Kaiserslautern könne Meister werden, grantelte Psycho Franz, „wenn sich der HSV so anstellt wie 1993 beim 0:5 in Bremen“. Na, dann servus!coh

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