piwik no script img

■ FußballDie Nase voll

Berlin (taz) – Der argentinische Fußball war in den letzten 15 Jahren nicht nur geprägt von den Eskapaden des Diego Maradona, sondern auch vom Antagonismus zweier Trainer. Der demokratisch gesinnte Cesar Luis Menotti predigte stets den kreativen, offensiven Fußball und wurde 1978 Weltmeister, ausgerechnet unter den verhaßten Generälen. Der autoritäre Carlos Bilardo, zumindest kein Feind der Militärjunta, bevorzugte immer eine defensive, zerstörerische Variante und holte den Titel für die Demokratie im Jahre 1986. Beide Herren haben ihren Zenit überschritten, doch die Nachfolger stehen schon bereit: Daniel Passarella, bei Menotti Kapitän der Weltmeisterelf von 1978, und – kein anderer als Diego Maradona, Kapitän der Bilardo-Elf in Mexiko.

Die beiden hassen sich, spätestens seit Maradona 1986 Passarella nicht nur aus dem Kapitänsamt, sondern gleich aus dem Team drängte. Als Passarella nun zum Nationaltrainer berufen wurde, ließ Maradona sofort jegliche Ambitionen auf einen Job im argentinischen Verband fahren und ging in die Opposition. Kurioserweise schlug er sich jedoch nicht auf die Seite der „Bilardistas“, der Anhänger seines größten Förderers, sondern wurde ein „Menottista“, Schüler jenes Menotti, auf den er eigentlich nicht so gut zu sprechen war, weil dieser den genialen 17jährigen 1978 bei der WM nicht mitspielen ließ und ihn auch später häufig kritisierte. Bei den Boca Juniors heuerte Maradona als unbezahlter Assistent Menottis an und vertreibt sich ansonsten die Zeit damit, gegen den autoritären Stil Passarellas zu hetzen.

Dazu gibt es Grund genug, denn der neue Nationalcoach begnügt sich keineswegs damit, die Spieler zum Friseur zu schicken und ihnen dicke Geldstrafen für kleine Undiszipliniertheiten aufzubrummen. Im Einklang mit dem Verband verordnete er den Nationalspielern jetzt eine obligatorische Rhinoskopie, einen Nasentest zur Aufdeckung von Kokainkonsum.

„Eine Dummheit, eine wahnsinnige und ungeheuerliche Handlungsweise“, tobte Menotti, und Kapitän Oscar Ruggeri befürchtet, daß es fortan jedesmal, wenn ein Spieler nicht mehr berufen wird, heißt, er sei ein Kokser. „Eine Schande, die alle argentinischen Spieler beleidigt“, meldete sich natürlich auch Diego Maradona zu Wort. Und der ist ja nun wirklich ein Experte.Matti

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen