■ Fußball: Meister Manchester peilt Cup und Europa an
Dublin (taz) – „Fergie“ sprang zwei Meter in die Luft und fiel dann dem erstbesten Mann in kurzen Hosen um den Hals. Und dann dem nächsten. Die Rede ist nicht von Sarah Ferguson, der mißratenen Noch-Schwiegertochter der Queen, sondern von Alex Ferguson. Der ist Trainer von Manchester United, und sein Team hatte gerade zum dritten Mal in vier Jahren die englische Fußball- Meisterschaft gewonnen.
Im letzten Spiel ging alles leichter als erwartet. United gewann 3:0 im nordenglischen Middlesbrough. Das von Bryan Robson trainierte Team war im Lauf der Saison im Niemandsland der Tabelle versackt, doch seine Fans freuten sich am Sonntag trotzdem: Durch die Niederlage hat man wenigstens dem Lokalrivalen aus Newcastle die Suppe versalzen. „Mighty Mouse“ Kevin Keegan und sein Team hatte im Januar mit 12 Punkten Vorsprung scheinbar uneinholbar vorn gelegen, wurde dann aber von Spiel zu Spiel nervöser. Währenddessen gewann Manchester United 16 der letzten 17 Begegnungen. „Ich habe Riesenmitleid mit ihnen“, sagte Ferguson, „es ist sehr schwer für sie, weil sie solch leidenschaftliche Fans haben.“
Kein Mitleid haben die United- Anhänger mit ihrem Lokalrivalen Manchester City. Nach einer miserablen Saison und einem 2:2 zum Abschluß gegen Liverpool muß Manchester City – mit den drei Deutschen Uwe Rösler, Michael Frontzeck und Eike Immel absteigen –, aufgrund der schlechteren Tordifferenz. Dabei hätten sie es fast noch geschafft. Doch wegen mangelnder Rechenkünste ging man an der Maine Road irrtümlich davon aus, daß ein Remis reichen würde – und spielte auf Zeit. Ein Wutanfall von Trainer Alan Ball kam zu spät.
Für United ist derweil die Saison noch nicht vorbei. Am Samstag kann das Team im Cupfinale gegen Liverpool zum zweiten Mal in drei Jahren das Double gewinnen. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Wer wollte Manchester United in den kommenden Jahren aufhalten? Das Durchschnittsalter der Mannschaft liegt bei 24, kein Spieler ist über 30. Wenn man nur nicht wieder größenwahnsinnig wird: Schon gibt es Stimmen in Manchester, die vom „besten Team Europas“ sprechen. Das muß am Verlust des Kurzzeitgedächtnisses liegen: Im vergangenen September war Rotor Wolgograd in der zweiten Runde des Uefa-Cups Endstation. Wie das so ist: Damals war Alex Ferguson fast in den Erdboden versunken.Ralf Sotscheck
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