■ Fußball: Berti Vogts testet in Zabrze Oliver Kahn
Kattowitz (dpa) – Oliver Kahn darf heute im Länderspiel gegen Polen das DFB-Tor hüten. Das heißt aber nichts. Der Münchner ist inzwischen 27, die Situation aber „weiter so, wie sie vor der EM war“ (Kahn). Dabei hatte der ehrgeizige Torhüter noch vor der EM einen Angriff auf die Spitzenposition von Andreas Köpke angekündigt: „Noch ein großes Turnier möchte ich nicht auf der Bank verbringen. Das fällt mir immer schwerer.“
Doch Berti Vogts hat sich weiterhin eindeutig auf Köpke (34) festgelegt. Auch dem Madrilen Bodo Illgner mochte der Bundestrainer eine Rückkehr nicht zusagen: „Er hat die Mannschaft nach der WM 1994 in einer schweren Stunde im Stich gelassen“, glaubt Vogts, „ich wünsche ihm viel Glück für die Zukunft.“
Vogts ist damals bekanntlich geblieben. Weil sich das Team für die EM qualifizierte, mußte er auch zwei Jahre später nicht den bei einem Scheitern zugesagten Rücktritt antreten. Nun hat er die EM gewonnen, das Bundesverdienstkreuz erhalten. Doch schon wieder steht eine WM an – und er gibt das Versprechen erneut.
Zunächst allerdings wird heute in Zabrze getestet (20.30 Uhr, ZDF). „Alles fängt bei null an. In den nächsten zwei Jahren wird sich mit Sicherheit eine Menge tun“, sagt etwa der Bundesliga-Torschützenkönig Fredi Bobic. Allerdings sieht der Bundestrainer auf dem nationalen Spielermarkt zu Beginn der Saison kaum Bewegung. Erstmals seit mehr als zwei Jahrzehnten taucht nach einem großen Turnier kein neues Gesicht im Kreis der DFB-Auswahl auf. Und das, obwohl mit den Dortmundern Sammer, Freund und Schneider sowie dem Münchner Basler und dem für Olympique Marseille freigestellten Torhüter Köpke gleich fünf EM-Spieler fehlen.
Das ist auch der eigentliche Grund für den Kahn-Einsatz. „Oliver Kahn brennt darauf, die Nummer eins zu werden, das ist legitim“, sagt Vogts. Der sagt: „Anbieten kann ich mich nur, wenn ich konstant spiele.“ Er sieht keinen Sinn, „ewig auf irgend etwas zu warten“. Das heutige Spiel ist sein fünftes seit dem Debüt im Juni 1995 in Bern gegen die Schweiz (2:1). Zumindest die Hoffnung, wenn auch eine vage, hat sich Kahn jedoch erhalten: „Bis zur WM sind es noch zwei Jahre, da kann viel passieren.“
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