Frühsommer, juchu!: Wenn die Wade weiß ist
Kaum ist die frühste Hitzewelle aller Zeiten da – wenigstens für einige –, geht einem das schon wieder auf die Nerven. Das Wetter ist wirklich ein Vollhorst.
Sie sind weiß. Oder sie sind rot. Sie tragen Bierflaschen in der Hand und Dreiviertelhosen an den Beinen. In die käsigen Gesichter haben sie Sonnenbrillen gesteckt. Ihr Händedruck ist schlaff und feucht. Sie cruisen auf ihren Montainbikes völlig ziellos herum. Oder in ihren Cabrios. Sie breiten an den absurdesten Orten Decken aus, spannen Balancierseile, errichten großflächige Badminton-Felder, spielen Flunkyball und Wikingerschach.
Und natürlich: Sie grillen. Alles. Sie hängen im Eckcafé in Liegestühlen herum und cremen sich dabei mit Sonnenschutz ein. Sie haben jedes Unterscheidungsvermögen verloren zwischen Strand und Stadt, öffentlich und privat, nackt und erotisch, nüchtern und besoffen. Sie sind aus dem monatelangen Winterschlaf erwacht, um sich direkt in die sommerliche Totalverstrahltheit zu versetzen.
Nun zum Service: In Deutschland, meldet die Nachrichtenagentur dapd, seien am Wochenende die Temperaturrekorde vielerorts nur so gepurzelt. Mit 32,2 Grad sei gar ein neuer absoluter Spitzenwert für den Frühlingsmonat aufgestellt worden. Den Rekordwert habe man am Samstag in München-Stadt gemessen. Der bislang heißeste Apriltag war in der bayerischen Landeshauptstadt vor 78 Jahren, am 17. April 1934 mit 28,7 Grad festgehalten worden – endlich haben wir die schreckliche Nazivergangenheit auch beim Wetter hinter uns gelassen!
Und dann die Freibäder natürlich: Sie verzeichneten am Wochenende regsten Zulauf. Doch die Hitze hat auch ihre – jawohl – Schattenseiten: Angesichts des warmen Wetters warnte Bayerns Forstminister Helmut Brunner (CSU) vor einem Befall der Wälder mit Borkenkäfern. Die sommerlichen Temperaturen hätten in weiten Teilen des Freistaates den ersten großen Schwarmflug ausgelöst, teilte der Minister mit. Daher rief er Waldbesitzer auf, ihre Fichtenwälder zu kontrollieren. Frischer Befall sei am braunen Bohrmehl zu erkennen. Ob das auch für Menschen gilt, die wie Köfte aussehen?
Genug gemosert: Demnächst soll es eh regnen und sogar kräftig gewittern, im Westen der Republik ist die Hitzedusche ohnehin nicht angekommen, aber dafür ist man dort ja Fußballmeister geworden. Für den Klimawandel und die alljährliche bauernschlaue Trockenheitsklage (Subventionen!) haben wir hier jetzt auch keine Kraft mehr: Noch ist es einfach zu heiß.
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