Frühlingsputz : Ausgewachsen
Die Temperaturen waren so weit das Thermometer hochgeklettert, dass ich wieder auf dem Markt auf dem Boxhagener Platz einkaufen ging. Die Wochen zuvor hätte ich nur Tiefkühlkost nach Hause geschleppt. Beschwingt, dass der Winter sein Ende ankündigte, beschloss ich, die Fenster zu putzen. Nachdem ich mit den zwei Fenstern im Wohnzimmer fertig war und bevor ich mir das Fenster in der Küche vornahm, legte ich eine Zigarettenpause ein. Dazu löste ich ein Kreuzworträtsel. Auch wenn der Winter sich seinem Ende nahte, wollte ich ein Plaid gewinnen, bei dem „Kaschmirmotive ein harmonisches Dessin intensiver Farbtöne“ bildeten, „umrahmt von einer Bordüre in satten Farben“.
Hülsenfrucht, Dotter, Behälter für Stimmzettel, fauler Witz/Wortspiel, in Nullkommanix füllten sich die Kästchen. Bis ein „ausgewachsenes Kind“ mit acht Buchstaben gesucht wurde. Ein Teenager? Die Anzahl der Buchstaben passte, nicht aber die Buchstaben zu den anderen Wörtern, die ich schon eingetragen hatte. Ich hielt die Zeitung weiter von mir weg und musste mir eingestehen, dass ich mir nicht weiter in die Tasche lügen konnte. Bis vor wenigen Wochen konnte ich die Sehhilfen, die es in jeder Drogerie gibt, links liegen lassen. Doch seit kurzem muss ich abends beim Lesen im Bett eine Brille benutzen. Ich tröstete mich damit, dass es ein Modell mit nur 1,5 Dioptrien ist.
Ich ging ins Schlafzimmer und holte das Ding. Kaum hatte ich die Brille auf der Nase, las ich, dass kein ausgewachsenes, sondern ein ausgelassenes Kind gesucht wurde. Bei ausgelassen dachte ich an Butter. Hm. War ein ausgelassenes Kind vielleicht eine Tanzmaus? Ich trug bei Märchenwesen mit vier Buchstaben Elfe ein und hatte somit ein „f“ für das ausgelassene Kind. Ein Wildfang! Für dieses leicht antiquiert anmutende Wort hat sich die Anschaffung der Sehhilfe gelohnt. BARBARA BOLLWAHN