piwik no script img

Friedrichshainer NachbarschaftsgartenDie "Rosa Rose" geht ins Exil

Die "Rosa Rose" zieht mit ihren Pflanzen in das neue Ausweichquartier. Wo genau das ist, wird erst am Samstag gesagt.

Am Samstagnachmittag wird es in Berlin-Friedrichshain einen Straßenumzug geben, der auch für die eventverwöhnte Stadt eine Premiere sein dürfte. Mit Bollerwägen, Lastenfahrrädern und Kutschen werden ab 16 Uhr Bäume, Sträucher und Pflanzen vom Nachbarschaftsgarden Rosa Rose in der Kinzigstraße 9 an zwei Standorte in Friedrichshain transportiert, die erst kurz vorher bekannt gegeben werden.

Im Mai 2004 beschlossen einige Anwohner der Kinzigstraße in Friedrichshain, das Brachland, auf dem einst die Häuser 11, 13 und 15 gestanden hatten, zu bepflanzen. Sie räumten den Müll weg, der sich dort angesammelt hatte, nachdem die Firma, die hier bauen wollte, Anfang der Neunzigerjahre in Konkurs gegangen war. "Rosa Rose" nannten sie den Garten als Symbol der Zuversicht.

Doch als der Chef der Firma Terrapark Denkmal- und Altbauerneuerung, Steffen Kreutzer, drei Grundstücke in der Kinzigstraße für 1,2 Millionen Euro erwarb, auf denen er nach eigenen Angaben familienfreundliche Wohnungen errichten will, schien das Aus für den Garten besiegelt.

Die HobbygärtnerInnen aber gaben nicht so schnell auf. Sie initiierten Unterschriftensammlungen, Kundgebungen und tauchten sogar mehrmals vor dem Wohnhaus von Kreutzer im mecklenburgischen Luhme auf. Die Räumung des größten Teils des Gartens am 14. März 2008 konnten sie damit nicht verhindern. Doch einen kleinen Streifen haben sie weiterhin genutzt - bis zu diesem Samstag, dann ist endgültig Schluss.

"Uns war klar, dass der Bau jetzt so weit fortgeschritten ist, dass wir auf dem alten Grundstück nicht mehr bleiben konnten"; erklärte Frauke Hehl, einer der Gardening-Aktivistin der ersten Stunde, der taz. "Wir haben dem Umzug zugestimmt, weil wir nur so die Pflanzen und Bäume retten können." Schließlich hätte sonst die Gefahr bestanden, dass der Gartenrest einfach von den Baggern umgepflügt wird.

Für Hehl war es wichtig, dass auch die beiden neuen Standorte öffentlich zugänglich sein werden. Die Nutzung sei mit den Behörden abgesprochen. Die Standorte wolle man erst nach vollzogenem Umzug bekannt geben. Bisher kennt sie nur ein kleiner Kreis von Gardening-AktivistInnen.

Dazu gehört auch Ursula Schmidt. Sie begrüßt den Ortswechsel aus ökologischen Gesichtspunkten. Die Frankfurter Allee in der Nähe des alten Gartens habe schließlich wegen des regen Autoverkehrs besonders viel Schadstoffe in der Luft zu verzeichnen. An den neuen Standorten sei die Belastung geringer.

"Uns war klar, dass der Bau so weit ist, dass wir auf dem alten Grundstück nicht bleiben konnten"

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!